Tausende Fahrten gestrichen – «das gefährdet die Existenz unserer Firma»
Kanton Zürich entzieht Patienten-Transport plötzlich die Bewilligung

Der Patiententransport-Dienst Mopi verliert seine Bewilligung: Die Zürcher Gesundheitsdirektion nimmt dem Unternehmen einen Grossauftrag weg – und erhebt happige Vorwürfe. Blick hat mit dem Mopi-Gründer gesprochen.
Publiziert: 27.08.2024 um 14:40 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2024 um 14:42 Uhr
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Mopi transportiert Patienten des Unispitals Zürich USZ und des Limmatalspitals in Schlieren ZH.
Foto: PD

Auf einen Blick

  • Zürcher Gesundheitsdirektion entzieht Mopi die Bewilligung für Patiententransporte.
  • Mopi soll nicht immer qualifiziertes Personal und korrekt ausgerüstete Fahrzeuge eingesetzt haben.
  • Mopi gewann 2023 einen Auftrag über fünf Jahre und mehrere Tausend Fahrten.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Vorwürfe sind happig: Der Patiententransport-Dienst Mopi soll auf seinen Fahrten nicht qualifiziertes Personal und nicht genügend ausgerüstete Ambulanzen eingesetzt haben. Seit März 2024 transportiert das Unternehmen Patienten des Unispitals Zürich USZ und des Limmatalspitals in Schlieren ZH. Damit ist von einem Tag auf den anderen Schluss, wie Recherchen von Blick zeigen. Die Zürcher Gesundheitsdirektion hat Mopi am vergangenen Dienstag die Bewilligung entzogen. Per sofort dürfen die Mopi-Ambulanzen nicht mehr fahren. Der «Tages-Anzeiger» berichtete zuerst darüber.

Konkret geht es um Transporte der Kategorie E. Das sind Fahrten mit Patienten, die sich in einem stabilen Gesundheitszustand befinden und nur einfache medizinische Unterstützung benötigen. Ein lukratives Geschäft. Mopi hat den Auftrag über fünf Jahre und mehrere Tausend Fahrten Ende 2023 gewonnen. Die Firma aus Uetendorf bei Thun BE hatte sich gegen Schutz und Rettung Zürich, die die Transporte bisher durchgeführt hatten, durchgesetzt. Und auch den privaten Konkurrenten Alpine Air Ambulance (AAA) ausgestochen. «Wir haben zu einem deutlich besseren Preis offeriert als der unterlegene Anbieter», betont Roger Müri, Leiter des Patiententransports bei Mopi. «Wir leisten Tag für Tag einen Betrag, dass die Gesundheitskosten sinken. Und jetzt wirft man uns vor, unsauber gearbeitet zu haben.»

Die Vorwürfe, die im Raum stehen: Bei Mopi ist nicht immer ein ausgebildeter Transportsanitäter im Fahrzeug gewesen. Zudem hat die Firma Fahrzeuge ohne die erforderliche Trennwand zwischen Chauffeur und Ambulanz-Raum eingesetzt. Letzteres war den anfänglichen Engpässen geschuldet, sagt Müri. Und das Problem sei längstens korrigiert.

Gesundheitsdirektion erklärt sich

Zum ersten Punkt sagt der Mopi-Gründer: «Wir führen keinen Transport ohne einen Transportsanitäter durch. Noch nie gab es von einem Auftraggeber negative Rückmeldungen zur Betreuungsqualität und Patientensicherheit.» Und er legt nach: «Der Entscheid der Zürcher Behörde gefährdet die Existenz unserer Firma!» Man habe bei Mopi viel investiert und ist von Bassersdorf ZH in die Stadt Zürich an die Pfingstweidstrasse gezogen – «um die Wege zu verkürzen und schneller am Einsatzort zu sein», so Müri. «Wir haben zusätzliche Fahrzeuge bestellt. Und vor Jahren ein eigenes Ausbildungsprogramm für Transportsanitäter auf die Beine gestellt. Unser Betrieb funktioniert. Und jetzt das.»

Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich bestätigt gegenüber Blick den Entscheid. Aus Datenschutzgründen sei es nicht möglich, konkrete Angaben dazu zu machen. Die Zürcherinnen und Zürcher müssen sich aber keine Sorgen machen, heisst es: «Die kantonale Versorgung im Krankentransport- und Rettungswesen des Kantons Zürich ist sehr stabil und zuverlässig. Somit steht fest, dass die Versorgungssicherheit auch im Falle eines Wegfalls einer einzelnen Anbieterin gewährleistet bleibt und für die Patientinnen und Patienten somit keine Nachteile entstehen», so die Gesundheitsdirektion gegenüber Blick.

Obwohl Mopi den Entscheid hart trifft: Zu Entlassungen bei den 100 Mitarbeitern kommt es vorderhand nicht. Sie werden für Transporte, die ohne Bewilligung stattfinden, eingesetzt, oder fahren in anderen Kantonen.

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