Taschenmesser und Köpfe aus Gemüse
Diese Politik ist käuflich

Aldi und Galaxus setzen in ihren aktuellen Werbekampagnen auf Politik. Werbeexperte David Schärer (42) erklärt die Vorgehensweise.
Publiziert: 05.09.2017 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:46 Uhr
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Birnen-Kopf William Berne ist einer der fiktiven Kandidaten in der Werbung von Aldi Süd.
Foto: ALDI SÜD
Marlene Kovacs

William Berne, Norbert Gamüs oder Melonie von Fruchtel: Sie werben mit ihrem «Frische-Programm» und sind die Kandidaten auf der Aldinativlos-Einkaufsliste. Der deutsche Discounter Aldi Süd dockt mit seiner aktuellen Werbekampagne beim Bundestagswahlkampf an. Die Kandidaten mit Köpfen aus Gemüse und Früchten prangen in Zeitungen und von Riesenpostern in deutschen Städten. 

Auch in der Schweiz hält die Politik in der Werbung Einzug. Denn seit kurzem sorgt die Werbekampagne des Onlinehändlers Galaxus mit seinen Plakaten für Aufregung. «Waffen-Exporte stoppen? Nein!» heisst es beispielsweise auf einem Poster, das für ein Taschenmesser wirbt. Für einen Box-Handschuh steht der Slogan «Für eine starke Rechte. Ja!». Alles erinnert an einen Abstimmungskampf.

«Politik ist in der Werbung ein Tabu»

Werbeexperte David Schärer (42) von Rod Kommunikation erklärt: «Es wird immer schwieriger, die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen. Deshalb greifen Firmen zu ausgefallenen Mitteln wie beispielsweise dem Bezug zum Zeitgeschehen.» Genau das machen Galaxus und Aldi in ihren aktuellen Kampagnen. «Beide fallen auf und sind prägnant», sagt Schärer. «Aldi erfüllt mit seiner Bildsprache und Typografie jeden Anspruch von Werbung wie Originalität und Relevanz. Bei Galaxus sticht das grosse, für Schweizer Abstimmungen typische Ja ins Auge», sagt Schärer.

Trotzdem glaubt er nicht, dass politische Themen in der Werbung künftig dominanter würden. «Denn Politik ist in der Werbung eigentlich ein Tabu. Der Knigge besagt, dass man am Tisch nicht über Politik spricht. Sie ab und zu als Stilmittel zu nutzen, ist in Ordnung und funktioniert», sagt Schärer. «Aber viele Auftraggeber winken ab, wenn ihnen die Werbung zu politisch ist.» Die aktuelle Galaxus-Werbung werde deshalb wohl eine Ausnahme bleiben.

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