Rauchen ist schlecht für die Gesundheit – aber gut für die schweizerische Volkswirtschaft. Tabak sorgt für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. 2016 brachte das Geschäft mit dem Tabak insgesamt 6,3 Milliarden Franken ein. Diese Summe entspricht knapp einem Prozent des Bruttoinlandprodukts der Schweiz. Rund 11'500 Jobs sind in der Schweiz direkt oder indirekt mit dem Tabak verbunden. Das zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens KPMG.
Vieles geht, was in der EU verboten ist
Philip Morris, British American Tobacco und Japan Tobacco sind die weltweit grössten Zigaretten-Konzerne. Die grossen drei des Geschäfts mit dem blauen Dunst haben viele ihrer globalen Aktivitäten in der Schweiz gebündelt.
Das liegt auch an der liberalen Gesetzgebung: In der Schweiz sind im Tabakbereich viele Dinge möglich, die in der EU verboten sind. So etwa die Produktion stärkerer Zigaretten, die einen höheren Schadstoffgehalt haben. Diese dürfen zwar auch in der Schweiz nicht verkauft, aber exportiert werden. Drei Viertel aller in der Schweiz hergestellter Zigaretten gehen ins Ausland. Exportwert: 561 Millionen Franken.
Das ist nur unwesentlich weniger als die Schweiz mit klassischen Exportschlagern wie Käse oder Schokolade auf den Weltmärkten verdient. Die grössten Abnehmer für Schweizer Zigaretten sind Japan, Marokko und Südafrika. Aber auch im Nahen Osten sind Zigaretten Made in Switzerland ein Verkaufsschlager.
Der Export-Erfolg verdeckt, dass der Tabakkonsum in der Schweiz insgesamt rückläufig ist. In den letzten 20 Jahren sank die Zahl der verkauften Zigaretten um über ein Drittel auf knapp 10 Milliarden Stück. Zigaretten sind mit einem Anteil von knapp 90 Prozent das wichtigste Tabakprodukt auf dem Schweizer Markt. Die restlichen Marktanteile verteilen sich auf Zigarren, Zigarillos oder an dere Tabakprodukte wie etwa Feintabak zum Selbstdrehen, Pfeifen, Kau- oder Schnupftabak.
AHV und IV profitieren von jedem Päckli
Der Tabakverbrauch geht in der Schweiz kontinuierlich zurück, die Steuereinnahmen dagegen stiegen bis 2012. Seitdem gehen auch sie zurück. Knapp zwei Drittel des Verkaufspreises einer Packung Zigaretten gehen an den Staat. 2016 flossen 2,4 Milliarden Franken an Tabak- und Mehrwertsteuern in die Kassen der Steuerverwaltung. Diese Einnahmen helfen mit, AHV und IV zu finanzieren.
Der Tabakkonsum deckt rund 6 Prozent der Einnahmen der beiden Sozialversicherungen. Interessant: Mit jeder Zigarette bezahlen Raucher eine Abgabe für die Unterstützung der Schweizer Tabakbauern – und für die Prävention vor den schädlichen Folgen des Rauchens. Beide Abgaben sind gleich hoch!
Typisch schweizerisches Geschäftsmodell
Mit dem Anbau und der Verarbeitung von Tabak sowie dem Verkauf von Tabakprodukten verdienen in der Schweiz über 6000 Menschen ihr Geld. Indirekt – so die KPMG-Studie – generiert die Tabakindustrie zahlreiche Arbeitsplätze in Firmen, welche die Produktionsmaschinen warten oder die globalen Aktivitäten der Tabak-Multis mit Informatik-Dienstleistungen unterstützen.
Der Grossteil in der Schweiz gerauchter Zigaretten stammt auch aus der Schweiz. Umgekehrt verhält es sich mit dem Tabak. Der Anteil der wenigen verbliebenen Schweizer Tabakbauern am Gesamtbedarf der Schweizer Tabakindustrie ist gering, der Grossteil des Tabaks wird aus dem Ausland importiert. Je nach Qualität und Menge der Ernte aus China oder Indien, Afrika oder aus südamerikanischen Anbaugebieten – oder aus Griechenland und der Türkei.
Tabakverarbeitung ist ein typisch schweizerisches Geschäftsmodell: Der Import-Wert des Tabaks liegt deutlich unter dem Export-Wert der in der Schweiz produzierten Zigaretten. Dieser Mehrwert bleibt in der Schweiz und trägt zur Schweizer Wirtschaftsleistung bei.