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Swissport-Mitarbeiter erzählen vom Leben mit Kurzarbeit
Radikal aus dem Berufsalltag geschleudert

Beim Flughafen-Dienstleister Swissport sind bereits die dritte Woche 95 Prozent von rund 5000 Angestellten in der Schweiz auf Kurzarbeit. Ein verbliebener Chef und drei Betroffene haben BLICK ihre neue Realität geschildert.
Publiziert: 01.04.2020 um 22:40 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2020 um 11:11 Uhr
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Swissport-Angestellter Dejan Stoilkov fertigt eines der nur noch seltenen Flugzeuge aus Übersee ab.
Foto: Zvg
Claudia Gnehm

Der tosende Lärm kommt vom Riesenvogel, der über Dejan Stoilkov (33) thront. Gleich muss der Swissport-Mitarbeiter an der Gepäckrampe bei der Thai-Airways-Maschine mitanpacken – eine der wenigen ausländischen Airlines, die Zürich noch anfliegt. Die Tage, an denen Stoilkov auf dem Vorfeld die gigantischen Flugzeuge be- und entlädt, sind seit dem 12. März selten geworden.

Zu diesem Zeitpunkt führte der Flughafendienstleister für 95 Prozent der rund 5000 Mitarbeiter Kurzarbeit ein. Die Aufträge und Umsätze an den Flughäfen sind wegen der Corona-Krise über Nacht weggebrochen. Ramp Supervisor Stoilkov hat seither nur noch einzelne Einsätze pro Woche. Diese geniesst er richtig. «Ein paar freie Tage sind nicht schlecht, aber dann vermisse ich den Job und die Kollegen», sagt er BLICK am Telefon.

Der Vater einer Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern arbeitet normal 100 Prozent. Mit nur noch 80 Prozent des Lohns wegen der Kurzarbeit gehe es zwei, drei Monate ohne Einschränkungen. An eine längere Durststrecke will er noch nicht denken. So ergeht es wohl der über einer Million Menschen hierzulande, die zu Kurzarbeit gezwungen sind.

«Ich bin der Einzige, der noch voll da ist»

Im Flughafengebäude hinter Stoilkov herrscht gespenstische Ruhe. Juerg Siegenthaler (59), Leiter des Passagierdiensts bei Swissport in Zürich-Kloten, kann sich nicht daran gewöhnen. An einem normalen Tag sind jeweils rund 450 seiner 1500 Angestellten an den Check-ins, Gates und Lounges im Einsatz. Jetzt braucht er für die Abfertigung im Auftrag der Airlines lediglich noch 20 bis 30 Angestellte. Für alle gilt Kurzarbeit. «Ich bin der Einzige im Passagierdienst, der noch voll da ist», sagt er. Die täglichen Flugbewegungen entsprechen noch drei Prozent der Bewegungen an einem normalen Tag im Vorjahr.

Bis mindestens 19. April bleibe das Rumpfprogramm bestehen. Ausser ein paar wenigen Flügen von Swiss, Edelweiss und der Qatar Airways sei nicht mehr viel los, sagt Siegenthaler weiter. Singapore Airlines fliege im April noch vier Mal, Cathay Pacific habe noch einen letzten Hongkong-Flug.

Die meisten Mitarbeiter arbeiten nur noch einzelne Tage, kommen später, gehen früher. Ihn überrasche, wie kreativ seine Leute ihr Leben mit Kindern, Partner zu Hause neu organisieren. «Bis jetzt habe ich noch bei niemandem gedacht, es falle ihm die Decke auf den Kopf.»

Arbeit als Highlight

Auch Siegenthalers Kadermitarbeiter müssen Kurzarbeit schieben. So viel Zeit, um mit ihren Töchtern unter der Woche in den Wald zu gehen, hat Jacqueline Braun-Corbi (38) aus Flaach ZH sonst nicht. Die Team-Managerin im Passagierdienst hat ein 80 Prozent-Pensum und führt 70 Angestellte. Alle haben Kurzarbeit.

Ihr bleibt ein Pensum von rund 10 Prozent. «Die wenigen Tage am Flughafen sind für mich ein Highlight», sagt sie. Da die kleine Tochter derzeit keine Kita besuchen kann, ist es für Braun-Corbi praktisch, mehr Zeit für sie zu haben.

Leere statt Osterreise-Fieber

Ebenfalls mehr zu Hause ist Gabriela Schumacher (56). Die Swissport-Mitarbeiterin vom Service Desk sagt: «Ich wurde radikal aus dem Berufsalltag geschleudert.» In anderen Jahren herrschte vor Ostern überall Hektik. Diese Ostern hat sie frei. Die Vollzeitangestellte wird derzeit noch für einige Stunden pro Woche aufgeboten.

Neben dem Brotjob bei Swissport habe sie zum Glück noch andere Standbeine. Sie unterrichte Yoga und habe ein Mal-Atelier, in dem sie sich jetzt umso länger aufhalte. «Bis mir die Farbe ausgeht», fügt Schumacher hinzu. Beim Yoga gebe sie nur noch Einzelunterricht. Die Lohneinbusse sei verkraftbar, auch weil sie die Miete nicht alleine tragen müsse. «Im Alltag brauche ich weniger Geld, weil es weniger zu kaufen gibt.»

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