Der Schweizer Industrie steht das Wasser bis zum Hals. Wegen des Frankenschocks brechen die Margen weg. Jobs werden abgebaut. Und die Politiker? Weil Wahlkampf ist, stecken sie bei diesem Thema den Kopf in den Sand.
Hans Hess (60), Präsident des Verbands der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem), platzt der Kragen: «Der Schweiz droht die Deindustrialisierung. Aber die Politiker reden über alles andere. Immer nur über Asyl!», nervte er sich gestern in Zürich an einer Medienkonferenz. Der Swissmem-Präsident fordert, dass sich die Politiker endlich um die Themen kümmern, die den Wohlstand in der Schweiz bedrohen. Im Gespräch mit BLICK zählt Hess die fünf grössten Probleme auf und nennt seine Forderungen:
Europafrage: Das Verhältnis der Schweiz zur EU steht auf der Kippe. Doch nirgendwohin exportiert die Schweiz mehr. Das verunsichert die Unternehmer. Hess ist überzeugt: Die bilateralen Verträge müssen um jeden Preis gerettet werden.
Sozialwerke: Die AHV droht in den Hammer zu laufen. Die nächste Generation könnte leer ausgehen. Doch wie soll man die Renten sichern? Hess will endlich brauchbare Antworten von der Politik.
Energiestrategie: Kommt die Energiewende? Und wenn ja, wie sieht sie aus? Hess fürchtet, dass die Firmen zur Kasse gebeten werden. Er fordert Klarheit!
Marktzugang: USA, Indien, China – Hess fordert Freihandelsabkommen mit den grossen Märkten, um die Abhängigkeit von Europa zu verkleinern. Tempo ist gefragt: Die USA und die EU verhandeln das Mega-Abkommen TTIP. Kommt es zustande, steht die Schweiz im Schilf.
Hochpreisinsel: Die Schweiz ist eine Hochpreisinsel. Oft werden die Preise noch künstlich verteuert. Etwa mit komplizierten Swissness-Vorgaben. Damit soll Schluss sein!
Doch warum tun sich die Politiker so schwer? Hans Hess kann nur spekulieren. «Vielleicht haben sie Angst anzuecken. Sie wollen lieber ohne Profil gewählt werden», ätzt er.