Am Anfang tönt es so: «Aber Mami, er hat angefangen!» Eltern kennen die Situation. Den Verantwortlichen bei der Wettbewerbskommission (Weko) muss es gleich gehen wie einer Mutter quengelnder Kinder. Unterschied: Die Streithähne sind keine kleinen Kinder, sondern die milliardenschweren Telekom-Konzerne Swisscom und UPC.
Letzten Sommer hat sich die UPC ein Lieblingsspielzeug der Swisscom geschnappt: Sie hat sich die Übertragungsrechte für die Eishockey-Meisterschaft ersteigert und will sie der Swisscom nicht mehr anbieten. Folge: 1,5 Millionen Swisscom-Kunden müssen wohl nächste Saison auf Live-Eishockey im Bezahlfernsehen (Teleclub) verzichten.
BLICK hat erfahren: Jetzt ist die Swisscom bei der Weko vorstellig geworden: «Wir haben bei der Weko eine Anzeige eingereicht. Wir werden alles dafür tun, um unseren Kunden auch künftig Eishockey zeigen zu können», bestätigt Swisscom-Sprecher Sepp Huber. Ins Detail geht er nicht. Die Weko sagt zu BLICK nur, es sei noch keine formelle Untersuchung eröffnet worden.
Nächster Eskalations-Schritt
Dass die Swisscom den Fall vor die Weko zieht, ist ein nächster Eskalations-Schritt in einem langjährigen Streit zwischen den beiden Konzernen auf dem Buckel der Konsumenten. Die Devise: Wie du mir, so ich dir.
Zur Erinnerung: Die Swisscom werkelt bei ihrer Tochterfirma Teleclub seit über zehn Jahren an ihrem Bezahlfernseh-Angebot im Sportbereich. Dazu ersteigerte sie sich jeweils die Rechte an den wichtigsten Sportanlässen, vor allem der Fussball- und Eishockeymeisterschaft. Das nahm Ausmasse an, die die Weko als marktbeherrschend bezeichnete.
Üblich ist, dass Teile dieser Rechte an die Konkurrenz weiterverkauft werden. Die Swisscom habe ihrer Tochterfirma Teleclub die Rechte aber zu deutlich besseren Konditionen verkauft, als an die Konkurrenz-Unternehmen, urteilte die Weko. Damit habe sie ihre Marktmacht missbraucht.
Darum sprach die Weko letztes Jahr eine Busse über 72 Millionen Franken aus. Die Swisscom akzeptiert das Urteil nicht und zieht es weiter. Sie habe nur ihre hohen Investitionen schützen wollen. Zudem beteuert Sprecher Sepp Huber: «Wir haben letztes Jahr sämtlichen Schweizer TV-Plattformanbietern ein faires Angebot zur Aufschaltung des vollständigen Sportangebots gemacht.»
«Geschäftsverweigerung»
UPC beschwert sich bei BLICK über den blauen Telekomriesen, dass die Angebote der Swisscom «faktisch einer Geschäftsverweigerung» gleichgekommen seien. «Die damit einhergehenden Forderungen waren höchst unattraktiv gestaltet.»
Die Situation änderte sich letzten Sommer schlagartig, als UPC mit 14 anderen Kabelnetzbetreibern die Eishockeyrechte ersteigerte. Damit wollen sie ihren neuen Kanal MySports bespielen, für den auch Noch-SRF-Moderatorin Steffi Buchli (38) vor der Kamera stehen wird.
Die ersteigerten Rechte will UPC der Swisscom jetzt «auf keinen Fall» zum Kauf anbieten. UPC-Sprecher Bernard Strapp: «Kurz- und mittelfristig gibt es keine Möglichkeit dazu.» Allerdings sagt er auch: «Bei anderen Firmen wie Sunrise ist das grundsätzlich denkbar, denn diese haben heute, wie UPC und seine Verbreitungspartner, kein Monopol im Sportbereich.»
«Völlig andere Position»
Swisscom-Sprecher Huber kontert: «Wir haben als Pionier das breite Sportangebot aufgebaut und der weitaus grösste Teil unserer Sportinhalte war in den letzten zehn Jahren auch bei den Kabelnetzbetreibern verfügbar. Dass UPC jetzt jedes Gespräch verweigert, ist skandalös.» Darum sei man an die Weko gelangt.
Die UPC gibt sich aber entspannt: «Wir haben 14 Partner, die die Spiele zu gleichen Konditionen wie wir weiter verbreiten und haben kein Monopol auf den gesamten Schweizer Fussball- und Eishockeysport. Das ist eine völlig andere Position als jene der Swisscom in den letzten Jahren. Wir sind zudem seit der Rechte-Vergabe in Kontakt mit der Weko.»
Am Ende geht der Streit auf Kosten der Sportfans: Wer alle nationalen Eishockey- und Top-Fussballspiele live auf dem TV haben will, muss sowohl Swisscom- als auch UPC-Kunde sein. Ein wirklich teures Vergnügen.