Swisscom nimmt Kinder ins Visier
Diese Werbung bricht ein Tabu

Der neue Werbespot von Swisscom, bricht eine Regel, die sich die Telekombranche selbst aufgestellt hat. Sie wirbt um Kinder. Für Salt und Sunrise kein Thema!
Publiziert: 08.07.2015 um 16:49 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:04 Uhr
1/2
Swisscom buhlt mit einem TV-Spot um die Gunst der Kinder. In der Hauptrolle: Leo, Sohn aus reichem Elternhaus.
Foto: Screenshot Swisscom
Von Michael Bolzli

Swisscom buhlt mit einem TV-Spot um die Gunst der Kinder. In der Hauptrolle: Leo, Sohn aus reichem Elternhaus. Sein Grossvater, ein Abenteurer schenkt dem Enkel ein 549 Franken teures Smartphone. «Mehr von der Welt entdecken», sagt eine Stimme am Schluss des Spots. Der Bezug zum Handy-Abo bleibt unklar.

Mit Leo in der Hauptrolle zielt der TV-Spot auf Kinder. Das ist gesetzlich erlaubt. Doch mit der Werbung bricht Swisscom ein Tabu. Denn die Branche hat ihre Möglichkeiten, mit Werbung Kinder anzusprechen, selber beschränkt. «Die Swisscom hält sich nicht an diese Vereinbarung», rügt Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz. «Dass sich die Telekombranche selber Regeln vorgibt, zeigt, dass dies ein sehr sensibler Bereich ist.»

«Der TV-Spot ist Teil einer Werbekampagne, die sich an alle Schweizer richtet», kontert Swisscom-Sprecher Olaf Schulze. Der Fernsehspot werde mit Print- und Onlinewerbungen ergänzt. Dabei zeige der Konzern unterschiedlichste Menschen in diversen Lebenslagen.

Doch warum handelt die TV-Werbung von einem überdurchschnittlich betuchten Buben? «Die Eltern von Leo sind viel beschäftigt. Sein Leben verläuft eher langweilig, er erlebt wenige Abenteuer und Überraschungen», erklärt Schulze die Idee hinter dem TV-Spot.

Stalder vom Konsumentenschutz sieht einen anderen Grund, warum sich der Telekomriese für einen reichen Buben entschieden hat: «Vielleicht ist das die Strategie der Swisscom, da sie in der Regel die teuersten Abos hat.» Die beworbenen Handy-Verträge kosten zwischen 55 und 179 Franken pro Monat. Kindern solche Abos aufzubinden, findet Sébastien Mercier, Chef der Schuldenberatung Schweiz, heikel: «Für viele Junge sind die Telefonabos eine Schuldenfalle. Besonders Verträge, die sich ohne Kündigung automatisch verlängern.»

Die Swisscom-Mitbewerber Sunrise und Salt haben zwar Abos, die sich an Teenager richten. Die ganz Jungen lassen sie aber aus dem Spiel. Mit der Werbung direkt Kinder anzusprechen, ist für beide Anbieter nach eigenen Angaben «kein Thema».

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.