Denn Mühlemann hat nicht versagt, sondern einfach nur Pech gehabt. So sieht das der einstige CS-Starbanker. «Im Verwaltungsrat sassen anständige Leute», betont er: «Wir hatten stets das Wohl des Unternehmens im Auge. Aber wir sind gescheitert.» Mühlemann bedauert das sehr. Er ist überzeugt, nichts Kriminelles getan zu haben, schreibt die Wirtschaftszeitung «Cash».
Denn für den Versagerrat ist das Swissair-Debakel sowieso Schnee von gestern. Er hat längst eine neue Karriere begonnen. Zusammen mit alten Freunden aus McKinsey-Zeiten. Im Ausland sucht er Investitionsmöglichkeiten in kleine und mittlere Unternehmen. Auch um sich selbst zu beteiligen. In China, Bangkok und Singapur ist er öfters anzutreffen. Daneben berät er steinreiche Familien.
Finanziell ist er sehr gut gepolstert. Beim Abgang bei der CS Ende 2002 besass er 850000 CS-Aktien, die heute über 62 Millionen Franken wert wären, schreibt «Cash». Das Wirtschaftsblatt schätzt sein Vermögen auf über 100 Millionen Franken. Dazu gehören unter anderem die beiden Villen an der Zürcher Goldküste und im Engadin mit einem geschätzten Wert von über 20 Millionen Franken.
Um seinen Reichtum braucht er sich trotz Schadenersatzklagen nicht zu sorgen. Er ist bei der CS immer noch gegen solche Klagen versichert. Dafür hat er auf eine Abgangsentschädigung bei der Grossbank verzichtet.
Nur beim alteingesessenen Zürcher Geldadel will man vom Strahlemann nichts mehr wissen. Die Anlässe seiner Zunft schwänzt er regelmässig, dem Sechseläuten bleibt er fern. Auch aus dem Rotary Club Zürich ist er ausgetreten. Sämtliche geschäftlichen Mandate sind gelöscht. Öffentlich tritt er heute nur noch bei gesellschaftlichen Anlässen oder am Filmfestival in Locarno auf. Stets mit dabei seine attraktive Lebenspartnerin Dorothea Egle.
Mehr Zeit nimmt er sich jetzt auch für seine 22-jährige Tochter und seinen 25-jährigen Sohn. Mühlemann spielt wieder Klavier und treibt viel Sport. Den Winter verbringt er grösstenteils im Engadin mit Skifahren und Langlaufen. Mit Freunden zusammen dreht er auf der Gokartpiste in Chiavenna (I) seine Runden. Letzten Sommer wagte er sich gar wieder ganz hoch hinauf und bestieg mit dem Engadiner Anwalt Urs Nater und dem St.Moritzer Kurdirektor Hanspeter Danuser den 3905 Meter hohen Piz Palü.