Die Swiss und die SBB stehen in regem Kontakt. Bei einem der letzten Spitzentreffen war der Inlandsflug Zürich–Lugano ein Thema. SonntagsBlick hat aus SBB-Kreisen erfahren: Die Swiss fürchtet die Eröffnung des Ceneri-Basistunnels 2020. Denn dank diesem können die SBB die Tessiner schneller in die Deutschschweiz bringen – und somit auch an den Flughafen Zürich-Kloten.
Die Swiss will das so nicht bestätigen, räumt aber ein: «Wir überprüfen in regelmässigen Abständen sämtliche unserer Strecken.» Der Gotthard-Basistunnel und die bessere Zugverbindung an den Flughafen Mailand hätten sich auf das Kundenverhalten ausgewirkt: «Wir setzen seit letztem Herbst auf der Strecke Zürich–Lugano ein kleineres Fluggerät ein.»
Kaum rentable Verbindung
Der Ceneri-Tunnel wird den Regionalverkehr im hügeligen Südkanton massiv verbessern. Die Reisezeit zwischen Locarno und Lugano wird von 59 auf 30 Minuten quasi halbiert. Doch er ist auch ein Zubringer zum Gotthard. Die Bewohner des Südtessins rücken näher an die Deutschschweiz heran. «Eine Direktverbindung vom Tessin an den Flughafen Zürich ist im Moment nicht konkret geplant», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli. Dafür sei es schlicht zu früh. Aber: «Für die Zukunft schliessen wir dies nicht aus.»
Viermal täglich fliegt die Swiss von Lugano nach Zürich und zurück. Doch: Eine Swiss-Heckflosse hat man am Flughafen Lugano-Agno schon lange nicht mehr gesehen. Seit November betreibt Adria Airways im Auftrag der Swiss die Strecke mit einer 50-plätzigen Propellermaschine.
Rentabel ist der Flug kaum. Wer früh genug bucht, findet ein Billett zum Basistarif von 70 Franken pro Weg. Auch mit dem Zug kostet Zürich–Lugano einfach ohne Halbtax 70 Franken.
Regionalpolitischer Zündstoff
Die Swiss betont: «Als Airline der Schweiz ist es uns ein Anliegen, die verschiedenen Landesteile über den Zürcher Hub an das weltweite Streckennetz anzubinden.» Dass sie sich so vorsichtig äussert, dürfte politische Gründe haben. Der Flughafen Lugano-Agno steht unter massivem Druck. Die Swiss ist die einzige Airline, die den Flughafen noch ganzjährig ansteuert. Am Lugano Airport reagiert man deshalb ungläubig auf die SonntagsBlick-Anfrage: «Swiss ist für unseren Flughafen ein sehr wichtiger Kunde und Partner. Ein Wegbleiben der Verbindung Lugano– Zürich steht nicht infrage.»
Offenbar doch. Es bleibt noch Zeit bis zum Fahrplanwechsel 2020, sich einen Plan B zu überlegen.