Weltweit erwachen die Länder aus dem Corona-Lockdown. Doch es wäre aus Sicht von Swiss-Re-Chef Christian Mumenthaler (50) verführt, eine Entwarnung zu geben. «Ich erwarte, dass wir uns noch länger in einer Phase befinden werden, die ich den kalten Krieg gegen das Virus nennen würde», sagt er dem «Handelsblatt».
Viel hänge von den Fortschritten bei den Impfstoffen ab. Es würden zwar Milliarden ausgegeben und viele Versuche gemacht. Aber gegen andere Coronaviren habe man bis heute auch Mühe Gegenmittel zu finden, sagt der studierte Molekularbiologe. «Ich denke, dass wir uns auf jeden Fall auf eine zweite Welle der Epidemie einstellen sollten.»
Bedrohung durch Epidemie war bekannt
Swiss Re habe bereits 2007 bei einer Studie zu Pandemierisiken davor gewarnt, was jetzt eingetroffen sei. Dass die Bedrohung nicht ernst genommen wurde, habe viel mit Psychologie zu tun. «Risiken, die Menschen nicht selbst erlebt haben, nehmen sie auch nicht so ernst», so Mumenthaler. Das menschliche Gehirn habe Mühe, Interesse an Dingen zu finden, die noch nicht geschehen seien.
International wird davon ausgegangen, dass Corona zu 50 bis 100 Milliarden Dollar versicherter Schäden führe. Das beunruhigt Mumenthaler nicht: «Wenn es in dem Bereich von 50 bis 100 Milliarden Dollar für die Branche bleibt, wird das ein Schaden sein, der für uns nichts Aussergewöhnliches ist.» Der Umgang mit Grossschäden sei schliesslich das Geschäft von Swiss Re.
Corona-Schäden nicht so teuer wie Hurrikan-Rekordschäden
Zum Vergleich: Im Hurrikanjahr 2017 betrugen die gesamten versicherten Schäden durch Natur- und von Menschen verursachte Katastrophen rekordhohe 144 Milliarden Dollar. (gnc)