Swiss Market Index verliert im ersten Halbjahr 8,3 Prozent
Handelskrieg verdirbt Börsenparty

Die Angst vor einer Eskalation des Handelskriegs beherrscht die Börsen weltweit. Unter den Verlierern sticht der Schweizer Leitindex SMI hervor. Aber nicht nur der musste seit Jahresbeginn Federn lassen.
Publiziert: 02.07.2018 um 12:57 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:05 Uhr
...Xi Jinping beunruhigt die Märkte.
Foto: Ng Han Guan
Ulrich Rotzinger

Zweimal krachte es dieses Jahr schon an der Börse. Einmal Ende Januar, dann Mitte Mai. Die Bilanz der ersten sechs Börsenmonate: eine Katastrophe vor allem für jene, die auf einen weiteren Höhenflug setzten und bekannte Schweizer Titel dazukauften. Aber auch für all jene, die sich zum Kauf der Digitalwährung Bitcoin hinreissen liessen. Fast 17'000 Franken Anfang Januar, kostet Bitcoin heute weniger als 6000 Franken.

Der Leitindex SMI fällt im internationalen Vergleich negativ auf. Das wegen seiner Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé als weniger anfällig geltende Kursbarometer verlor 8,3 Prozent an Wert. Bei Leitindizes wie dem Euro Stoxx 50 oder Dow Jones (USA) waren die Verluste vergleichsweise harmlos.

Federn lassen mussten SMI-Titel wie die von Arbeitsvermittler Adecco, dem Industriekonzern ABB, aber auch Bank-Aktien wie UBS und CS. Im Swiss Perfomance Index (SPI), der Index enthält praktisch alle börsenkotierten Schweizer Firmen, sticht die Gipfeli-Aktie Aryzta oder Meyer Burger mit heftigen Kursverlusten heraus. Der Gipfeli-Bäcker kann die eigenen Gewinnvorgaben nicht einhalten, der Solar-Zulieferer wird von der chinesischen Billigkonkurrenz an die Wand gedrängt.

Auf und Ab an Börsen geht weiter

Mit Börsenturbulenzen muss man immer rechnen, sagt Thomas Stucki (54), Anlage-Experte der St. Galler Kantonalbank, zu BLICK. «Die Anleger wurden im letzten Jahr mit einer Einbahnstrasse der Aktienkurse nach oben verwöhnt.» Der Rückschlag vor allem im Februar habe ihn nicht überrascht, «das Ausmass von zehn Prozent jedoch schon», sagt Stucki.

Turbulenzen versprechen auch die nächsten sechs Monate. «Das Auf und Ab wird weitergehen. Die Politik bringt immer wieder Unruhe und tiefere Kurse an die Börsen», so Stucki. Einen massiven Einbruch der Kurse erwarten Marktbeobachter jedoch nicht. Stucki: «Ist die Politik mal ruhig, lassen die guten Wirtschaftsdaten die Anleger wieder zugreifen und die Kurse steigen.»

Trump erschwert Aktien-Anlegen

Unberechenbar macht die Börse, zumindest kurzfristig, wie Stucki sagt, die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump (72). Jeder Trump-Tweet auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zur Abschottung der USA oder dem Handelskrieg mit China und der EU scheint an der Börse für Ausschläge zu sorgen. «Das ist leider so», bestätigt Stucki. Er rät Anlegern zu ruhig Blut. «Solange es in der Wirtschaft gut läuft, und das wird in den nächsten Monaten der Fall sein, sollte man seine Aktien behalten.» Wichtig sei, gut diversifiziert zu sein. Das heisst, sich nicht nur auf eine Firma zu beschränken, sondern die Risiken auf unterschiedliche Sektoren breit abzufedern.

Oblis verlieren

Der Swiss Bond Index, der Leitindex für Obligationen in Schweizer Franken, verlor seit Anfang Jahr ein halbes Prozent. Nicht viel, aber in anderen Obligationen-Märkten lag mehr drin: «Gesucht waren Obligationen in Yen», heisst es bei der ZKB. Bei sich anbahnenden globalen Konflikten wie der ­Handelskrieg wird deren Sicherheit geschätzt.

Der Swiss Bond Index, der Leitindex für Obligationen in Schweizer Franken, verlor seit Anfang Jahr ein halbes Prozent. Nicht viel, aber in anderen Obligationen-Märkten lag mehr drin: «Gesucht waren Obligationen in Yen», heisst es bei der ZKB. Bei sich anbahnenden globalen Konflikten wie der ­Handelskrieg wird deren Sicherheit geschätzt.

Euro unter 1.16 Fr.

Sowohl zum Euro als auch zum Dollar hat sich der Franken seit Jahresbeginn abgeschwächt. Der Euro kratzte sogar an der 1.20-Franken-Grenze, der Dollar war zeitweise sogar wertvoller als der Franken. Aktuell sind aber beide Währungen wieder ein wenig abgesackt, der Franken als sicherer Hafen (1 Euro = 1.16 Fr.) ist wieder gesucht.

Sowohl zum Euro als auch zum Dollar hat sich der Franken seit Jahresbeginn abgeschwächt. Der Euro kratzte sogar an der 1.20-Franken-Grenze, der Dollar war zeitweise sogar wertvoller als der Franken. Aktuell sind aber beide Währungen wieder ein wenig abgesackt, der Franken als sicherer Hafen (1 Euro = 1.16 Fr.) ist wieder gesucht.

Gold nicht gesucht

In den letzten vier Wochen hat das Kilo Gold 2,3 Prozent eingebüsst. Das Edelmetall notiert heute bei 39 908 Franken. Das ist der tiefste Stand seit März. «Das zeigt: Die Investoren sind im Moment nicht im Panikmodus, denn sonst wäre Gold stärker gesucht», sagt Simon Lustenberger, Rohstoff-Spezialist bei der Zürcher Kantonalbank ZKB.

In den letzten vier Wochen hat das Kilo Gold 2,3 Prozent eingebüsst. Das Edelmetall notiert heute bei 39 908 Franken. Das ist der tiefste Stand seit März. «Das zeigt: Die Investoren sind im Moment nicht im Panikmodus, denn sonst wäre Gold stärker gesucht», sagt Simon Lustenberger, Rohstoff-Spezialist bei der Zürcher Kantonalbank ZKB.

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