Swiss made: BLICK-Serie über Firmen, die Swissness leben
Swissness auf der Haut

Isa-Bodywear-Chef Andreas Sallmann produziert in sechster Generation Wäsche in der Schweiz – obwohl im Ausland die Kosten markant tiefer wären.
Publiziert: 06.07.2015 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 11:17 Uhr
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Andreas Sallmann präsentiert stolz seine Kollektion.
Foto: Philippe Rossier
Von Sabine Klapper (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

In Kambodscha kostet die Herstellung einer Unterhose 90 Rappen. In China 1.10 Franken, in der Schweiz 6.50 Franken, rechnet Andreas Sallmann (59), Chef des Wäscheherstellers Isa Bodywear in Amriswil TG vor. Trotz der massiv höheren Ausgaben hierzulande, des starken Frankens und des Spardrucks, der sich daraus ergibt, ist Sallmann der Schweiz als Produktionsstandort treu geblieben.

Wer Unterwäsche aus dem Hause Sallmann trägt, hat Swissness auf der Haut. Die Isa-Bodywear-Kollektionen werden in seiner Firma in Amriswil mit modernsten und kostenintensiven Maschinen gestrickt und zugeschnitten. Ausgerüstet und gefärbt wird das Material ebenfalls in der Schweiz. Lediglich nähen lässt Sallmann in Portugal − unter Schweizer Leitung. So kann er garantieren, dass seine Produkte von hoher und einwandfreier Qualität sind, «sonst hat man keine Chance im Markt», sagt er.

Um sich im Markt zu behaupten, arbeitet Sallmann mit schwachen Margen. «Ausserdem müssen wir rationeller und innovativer sein als die Konkurrenz. Das sind sehr hohe Ansprüche an eine Firma!», sagt Andreas Sallmann, der auch Präsident des Textilverbandes Schweiz ist.

Eine Auslagerung der Produktion in den Fernen Osten würde seinen Gewinn deutlich steigern. Doch Sallmann hat Prinzipien: «Ich habe sechs Kinder und möchte, dass sie eine Zukunft in der Schweiz haben. Als Unternehmer liegt es in meiner Verantwortung, den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken.» Die Schweiz garantiere unternehmerische Freiheit, «das findet man nirgendwo auf der Welt».

Der Standort Schweiz ist für Sallmann, der seine Wäsche unter anderem nach Deutschland, Österreich, Luxemburg und Asien exportiert, auch ein Bekenntnis. Interessierten Investoren, die seine Firma kaufen möchten, erteilt er darum regelmässig eine Absage, denn Isa Bodywear sei keine Kuh, die man melken könne, bis sie umfalle.

Wenn es dem Ostschweizer Unternehmer nur um den Profit gehen würde, «bräuchte ich ja nur ein paar Kilometer weiter in Deutschland zu produzieren, schon da könnte ich viel Geld sparen.» Dennoch gibt er zu, dass es verführerisch wäre, zum Beispiel nach Asien zu gehen. «Aber hier in der Schweiz sind wir einzigartig und erfolgreich, die Produktionsstufen überschau- und kontrollierbar. Im Ausland würden wir verlieren.»

Die Schweiz ist nicht nur wegen der hohen Produktionskosten ein schwieriges Pflaster. Die Zahl der Beschäftigten hat sich in der Textilbranche innerhalb von zehn Jahren auf 12 400 Personen halbiert. Die Rekrutierung von Fachleuten wird zunehmend schwieriger.

Andreas Sallmann ist ein Patron, der die Zügel fest in der Hand hält. «Das Personal bleibt entweder nur drei Monate oder ein Leben lang», sagt er. Er selbst ist gelernter Textilmaschinen-Ingenieur, seine Mitarbeiter können ihm nichts vormachen. «Ich zeige ihnen zur Not, wie es geht», sagt er.

Die Unternehmensstrukturen von Isa Bodywear sind schlank, das Marketing macht der Chef gleich selbst. Sallmann zeigt Bundesordner mit Briefen, die er zusammen mit einem Präsent persönlich an Prominente und Politiker in der ganzen Welt geschickt hat, darunter an US-Präsident Barack Obama und an den Papst. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel durfte «aus politischen Gründen» nicht annehmen und sandte das Paket mit freundlichen Grüssen zurück. Sallmann hatte ihr ein Pyjama geschickt.

Sallmanns Leidenschaft für ausgewählte Stoffe und perfekte Schnitte ist quasi vererbt. Isa Bodywear fertigt seit 1849 und in sechster Generation feinste Schweizer Unterwäsche. «Isa Bodywear ist die erste Wäschefirma mit dem Schweizerkreuz im Firmen­logo», sagt Sallmann nicht ohne Stolz, «wir sind oft kopiert worden.» Die Schwingerkollektion, anlässlich des Eidgenössischen Schwingfestes 2013 in Burgdorf BE entworfen, ist ein Verkaufsrenner. «Das war und ist eine Riesenstory.» Dass seine Kollektion von einem grossen Verteiler in der Schweiz kopiert wurde, stört ihn zwar, ehrt ihn aber auch.

Was ihn richtig stört ist, dass die Schweizer Armee mit Unterwäsche ausgerüstet wird, die in Indien hergestellt wird: «Ich erwarte vom Bund, dass er die inländischen Unternehmen unterstützt.»

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