Der Geist, aus dem wir handeln, ist das Höchste.» Das Zitat von Johann Wolfgang Goethe prangt über dem Eingang des Hauptsitzes der Max Felchlin AG. Die Zentrale befindet sich in der herrschaftlichen Villa Liebwylen, umgeben von einem Park, malerisch gelegen zwischen Schwyz und Seewen SZ.
Goethes Worte werden bei der Felchlin AG gelebt. CEO Christian Aschwanden (57), Lebensmittelingenieur ETH, ist das beste Beispiel dafür, dass in der Schwyzer Schokoladenmanufaktur eine spezielle Unternehmenskultur herscht.
Der Innerschweizer kam vor 25 Jahren, zwei Jahre vor dem Tod des Gründersohns Max Felchlin, von Lindt & Sprüngli in Kilchberg ZH nach Schwyz. Aschwanden bekam die Stelle per Handschlag, noch heute hat er keinen Vertrag.
Max Felchlin überschrieb damals seine Firma dem Verein zur Förderung der Wirtschaft und des Kulturschaffens in Schwyz. Er wollte verhindern, dass sein Erbe Investoren in den Schoss fällt. Auch darum ist die Arbeitsplatzsicherheit bei Felchlin gross, die Fluktuation gering. «Felchlin ist eine positive Welt», sagt Aschwanden.
Die Max Felchlin AG, 1908 gegründet, ist mit 140 Mitarbeitern einer der weltweit führenden Produzenten von Schokolade. Spezialität ist die Couverture Grand Cru.
Felchlin beliefert in über 40 Ländern Confiseure, Chocolatiers und Patissiers aus Gastronomie und Industrie mit Couverturen, Backmassen, Dekor- und Einstreuprodukten. Hauptabnehmer sind die Schweiz, Japan und die USA. Unter anderen verarbeiten Mövenpick, Sprüngli und eine grosse Kreuzfahrtgesellschaft Felchlin-Produkte.
Der Betrieb ist international gut vernetzt, die Einkäufer reisen viel und weit, um sich von der Qualität des Kakao-Anbaus und der Fermentation zu überzeugen. Und sie spüren Trends auf, oft noch bevor sie auf dem Markt sind. Derzeit sind es Schokoladen mit reduziertem Zuckergehalt.
Auf die Qualität des Produktes kann nur ein Chocolatier Einfluss nehmen, nicht ein Computer. Beim Conchieren beispielsweise wird die Schokolade bis zu 72 Stunden erwärmt und gerührt. Dann verbinden sich die Aromen, die bei der vorherigen Fermentation und Röstung entstanden sind. Die optimale Balance für eine hervorragende Schokolade zu erreichen, ist ein Prozess, der stets angepasst werden muss. Das ist personalintensiv, darum sind Felchlin-Produkte hochpreisig. «Wir können individuelle Wünsche innerhalb von nur einer Woche erfüllen», sagt Aschwanden.
Diese Speditivität ist nur durch hoch spezialisiertes Personal und eine komplexe, aber sehr flexible Infrastruktur möglich. «Früher», so Aschwanden, «konnten wir im Winter Bauern als Aushilfen anstellen, weil die dann nicht viel zu tun hatten. Heute ist das nicht mehr möglich. Wir brauchen spezifisch ausgebildetes Personal.»
Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar macht die Wettbewerbsfähigkeit im Markt nicht komfortabler. «Noch können wir damit leben», sagt Aschwanden, «aber bald kommen wir an eine Grenze, denn die ausländische Konkurrenz ist auch gut.» Die Teuerung teilen sich derzeit Felchlin, der Importeur und die Kunden.
Von Schweizer Produkten werde erwartet, dass sie von höchster Qualität sind. Das Streben nach Perfektion gehöre zur Schweizer Mentalität. «So lacht man sich die anspruchsvollen Kunden an», sagt Aschwanden.
«In der Branche weiss man, dass wir eine Schweizer Firma sind. Man weiss, dass wir in der Schweiz mit Schweizer Rohstoffen produzieren − abgesehen von den Kakaobohnen aus Afrika oder Südamerika. Wir leben Swissness. Darum brauchen wir die Swissness-Regelung vom Bundesrat eigentlich nicht.» Zwar sei es notwendig, Hersteller in der Schweiz vor Missbrauch zu schützen, so Aschwanden. Hier spiele aber vor allem der Verband Chocosuisse eine wichtige Rolle.