Wer im Sommer mit der Swiss nach Tel Aviv fliegt, muss nachsichtig sein mit dem Kabinenpersonal. Es kann gut sein, dass ein unerfahrener Büroangestellter den Kaffee serviert.
Denn die Swiss hat einen Engpass beim Kabinenpersonal. Statt mit neun Personen fliegt die Airline deshalb auf den A330 und A340 mit acht Crew-Mitgliedern nach Israel. Dies entspricht der gesetzlichen Mindestzahl.
Um die Kollegen zu unterstützen, schickt die Lufthansa-Tochter Büroangestellte mit auf die Reise. Ihre Aufgabe: während des Fluges den Kollegen im Service der Economy-Class unter die Arme zu greifen. Die Gewerkschaft des Kabinenpersonals hält wenig von dieser Hilfe. «Das ist eine zusätzliche Belastung für das Personal», sagt Kapers-Präsident Denny Manimanakis (45) zu BLICK. «Die Büroangestellten sind im Arbeitsablauf hinderlich. Es fehlt ihnen an Routine.»
Bis Ende August helfen die fliegenden Bürogummis aus. Die Einsätze seien beim Personal sehr beliebt, heisst es bei der Swiss. Für den Passagier ändere sich nichts. «Die Gäste erleben auf den Tel-Aviv-Flügen wie bis anhin den hohen Swiss-Standard», verspricht Sprecherin Karin Müller.
Sicherheitsrelevante Aufgaben dürften die Aushilfen nicht ausführen. «Sie tragen daher auch keine Uniform», sagt Müller. Sie glaubt nicht, dass diese Einsätze die Arbeit des Kabinenpersonals abwerten.
Mit der Attraktivität des Fluges nach Tel Aviv habe der Personalengpass nichts zu tun. In der Branche ist es aber ein offenes Geheimnis, dass Flüge in Israels Wirtschaftsmetropole unbeliebt sind. Hauptgrund ist der lange Arbeitstag: Wer für einen Tel-Aviv-Flug eingeteilt ist, der arbeitet zwölf Stunden. Schnuppertage in der Luft gibt es für das Swiss-Bodenpersonal schon länger. «Fly the mile» heisst das Programm. Über 500 Mitarbeitende haben es laut Swiss bereits absolviert.
Erst war die Aktion für Führungskräfte gedacht. Seit Frühling können aber sämtliche Mitarbeiter an Bord schnuppern. Was ursprünglich als interner Erfahrungsaustausch geschaffen wurde, muss jetzt den Personalmangel wettmachen. «Das Austauschprogramm wird missbraucht», rügt Gewerkschafter Denny Manimanakis.