Swiss-Chef Thomas Klühr hofft auf Hilfe vom Bundesrat
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Swiss droht Grounding:Swiss-Chef Thomas Klühr hofft auf Hilfe vom Bundesrat

Swiss-Chef Thomas Klühr (58) fürchtet Grounding
«Oberstes Ziel ist es, dass wir alle an Bord halten»

Das Coronavirus holt die Luftfahrt auf den Boden. Es drohen weltweit Massen-Groundings. Swiss-Chef Thomas Klühr (58) nimmt im SonntagsBlick exklusiv Stellung.
Publiziert: 15.03.2020 um 07:38 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2020 um 10:58 Uhr
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Swiss-Chef Thomas Klühr ist zuversichtlich, dass die Swiss die Corona-Krise überlebt: «Ich bin sicher, dass wir länger aushalten können als andere Airlines.»
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Lukas Lippert

Herr Klühr, zwei Drittel der Lufthansa-Flotte stehen am Boden. Um ein allfälliges Grounding zu verhindern, ersucht Ihre Muttergesellschaft vorsorglich um Staatshilfe. Haben auch Sie Hilfe vom Bundesrat beantragt?
Thomas Klühr: Wenn sich die Situation so weiterentwickelt, brauchen alle Airlines staatliche Unterstützung. Da bin ich mir sicher. Die Gespräche mit dem Bundesrat finden in den nächsten Tagen statt.

Die Swiss fordert Staatshilfe, um ein Grounding zu verhindern?
Erst einmal geht es um administrative Erleichterungen bei Kurzarbeit. Wenn die Anzahl Länder, die wir nicht mehr anfliegen können, weiter steigt, zwingt das uns, alle Flugzeuge am Boden zu lassen. Wir bräuchten dann finanzielle Unterstützung der Schweiz, um die Situa­tion zu überbrücken und damit wir den Flugbetrieb wieder aufnehmen können, wenn sich die Lage verbessert hat. In welcher Höhe kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

Die Situation erinnert an jene von 2001. Damals hat die Schweiz das Grounding der Swissair nicht verhindert. Sind Sie zuversichtlich, dass die Schweiz der Swiss jetzt hilft?
Ja, denn die Krise ist nicht selbstverschuldet, sondern durch das ­Coronavirus bedingt. Die Swiss und unsere Muttergesellschaft Lufthansa sind finanziell robust aufgestellt und haben kein strukturelles Problem. Die Situation ist ­darum nicht mit dem Swissair-Grounding vergleichbar.

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Wird es die Swiss also nach der Corona-Krise noch geben?
Ja, ich bin sehr zuversichtlich. Aber es hängt auch davon ab, ob die Schweiz uns unterstützt. Ich zähle darauf, dass der Bundesrat weiss, was die Schweiz an ihrer Airline hat.

Wie lange hält die Swiss ohne staatliche Hilfe durch?
Der Entscheid von Donald Trump, einen Einreisestopp in die USA zu verhängen, war ein schwerer Schlag. Und täglich gibt es auf der ganzen Welt neue Reisebeschränkungen. Ich bin sicher, dass wir länger aushalten können als andere Airlines. Aber wie lange, lässt sich aufgrund der sich ständig verändernden Situation nicht beantworten.

Die Lufthansa hat sich stets gegen staatliche Hilfe und für freie Marktwirtschaft ausgesprochen. Nun plötzlich eine Kehrtwende?
Nein, ohne die Corona-Krise bräuchten wir keine staatliche ­Hilfe. Nun ist es aber so, dass die gesamte Luftfahrtbranche ohne staatliche Unterstützung kaum über­leben kann. Meiner Einschätzung nach, werden fast alle Airlines staatliche Hilfe benötigen.

Die Swiss gehört der deutschen Lufthansa. Trotzdem möchte sie nun Hilfe vom Schweizer Staat?
Wir sind zwar Teil der Lufthansa-Gruppe, aber wir sind ein Schweizer Unternehmen. Mehr als zwei Drittel unserer Mitarbeitenden sind Schweizer und leben hier. Die Swiss zahlt auch ihre Steuern hier in der Schweiz.

Der Bundesrat hat noch einmal dazu aufgerufen, auf möglichst alle Auslandsreisen zu verzichten. Was bedeutet das für Sie?
Das trifft uns noch einmal schwer. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Ansteckungsgefahr an Bord sehr gering ist. Es gibt keinen mir bekannten Fall, eines Passagiers oder Mitarbeitenden, der sich im Flugzeug mit dem Coronavirus angesteckt hat. Durch unsere Filterungssysteme ist die Luft im Flugzeug sauberer als die auf der Erde. Auch verhindert eine spezielle Luftzirkulation die Verbreitung des Virus innerhalb der Kabine. Ich habe aber Verständnis für die Entscheidungen des Bundesrats. Es geht um Solidarität mit den Risikogruppen in unserer Gesellschaft. Es muss aber auch Hilfe geben für die Wirtschaft.

Was bedeutet diese schwierige Situation für das Personal? Müssen Sie Leute entlassen?
Unser oberstes Ziel ist es, dass wir alle an Bord halten. Ich bin überzeugt, dass es nach der Corona-­Krise weitergehen wird. Wir haben darum Kurzarbeit für das fliegende Personal beantragt. Auch für alle anderen wird Kurzarbeit geprüft. Selbstverständlich wird auch die Geschäftsleitung und das obere ­Kader mit anteiligem Gehaltsverzicht ihren Beitrag leisten. Unsere Mitarbeitenden machen einen grossartigen Job in einer sehr un­sicheren Zeit.

Sie werden also auch nach der Corona-Krise noch die gesamte Crew an Bord haben?
Das ist ganz klar unser Ziel. Aber momentan kann niemand Fragen in Bezug auf die Zukunft beantworten. Auch der Bundesrat muss seine Massnahmen laufend anpassen. Ich bin aber überzeugt: Diese Krise wird ein Ende haben. Sie wird definitiv länger dauern, als wir noch vor Wochen geglaubt haben. Danach wird es wieder Luftfahrt ­geben, und die Schweiz braucht eine Anbindung an die Welt.

Wegen der vielen Einreiseverbote kann die Swiss nur noch wenige Destinationen anfliegen. Noch ist unklar, wie lange die Corona-­Krise anhält. Wie lange macht es Sinn, überhaupt noch zu ­fliegen?
Das kann ich Ihnen Stand heute nicht sagen. Ich kann nicht ausschliessen, dass wir vor diese Entscheidung gestellt werden.

Vor der Corona-Krise lief es für die Swiss finanziell gut. Sie können die Krise länger überstehen als die Konkurrenz. Kann die Situation mittelfristig auch ein Vorteil sein?
Wir haben starke Jahre hinter uns. Ob die Krise uns mittelfristig hilft, steht momentan nicht im Fokus unserer Überlegungen. Jetzt heisst es: Krisenmanagement im Sinne unserer Kunden und Mitarbeitenden. Wir versuchen einen möglichst ­guten Job zu machen und schauen, dass keine Panik aufkommt.

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