Swatch-Präsidentin Nayla Hayek droht Baselworld mit Rückzug
«Wir brauchen die Uhrenmesse nicht»

Über der Schmuck- und Uhrenmesse Baselworld hängen dunkle Wolken. Der Zwist zwischen Messebetreiberin und Ausstellern war auch am Eröffnungstag spürbar. Bundesrätin Doris Leuthard versuchte zu schlichten.
Publiziert: 22.03.2018 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 11:33 Uhr
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Mutter und Sohn: Uhrenchefs Marc und Nayla Hayek.
Foto: STEFAN BOHRER
Sven Zaugg

Dass die Eröffnung der Baselworld für René Kamm (58), Chef der Messegesellschaft MCH Group, kein Spaziergang sein würde, war bereits nach der Pressekonferenz vom Mittwoch klar. Statt sich den kritischen Fragen zu Zustand und Zukunft der weltweit wichtigsten Uhren- und Schmuckmesse zu stellen, machte er sich aus dem Staub.

Gestern schob sich Kamm wieder ins Rampenlicht und eröffnete, flankiert von der Basler Regierung und Bundesrätin Doris Leuthard (55), die Messe. Allerdings konnten der Glamour der renommierten Aussteller und die angereiste Händlerschar aus aller Welt auch am Eröffnungstag über eines nicht hinwegtäuschen: Über dem 450-Millionen-Messebau von Herzog & de Meuron hängen dunkle Wolken.

Es brodelt hinter den Kulissen

Mit rund 650 Ausstellern ist die Uhren- und Schmuckschau nicht einmal mehr halb so gross wie in den vergangenen Jahren. Die Ausstellungsfläche wurde um ein Drittel verkleinert, die Standmieten mussten gesenkt werden. In der Halle 1, die extra für die Baselworld gebaut wurde, steht während der diesjährigen Ausgabe ein ganzer Stock leer.

Gespräche mit den Top-Ausstellern zeigen ebenfalls, dass es hinter den glitzernden Kulissen gewaltig brodelt. Hauptkritik der Uhrenmanufakturen: die horrenden Kosten. Im Gegensatz zur Vergangenheit übte Nayla Hayek (67), Verwaltungsratspräsidentin der Swatch Group, beim Treffen mit BLICK Kritik an der Messeleitung.

Die Messe sei zur reinen Geldmaschine geworden. «Wir haben den Eindruck, dass es hier nicht mehr um die Uhrenindustrie geht.» Hayek sagt damit laut, was andere grosse Schweizer Uhrenhersteller denken: «Wir können auch ohne Messe überleben. Die Messe braucht uns, nicht wir sie», sagt die Schwester von Uhrenkönig Nick Hayek (63). Händler könne man auch an anderen Orten treffen. «Wir machen das für die Schweizer Uhrenindustrie.»

Messe-Verantwortlichen steht das Wasser bis zum Hals

Noch ist Swatch vertraglich bis 2019 an Baselworld gebunden. Was danach geschieht, ist fraglich. Fakt ist: Steigt nur einer der Top-Shots aus, ist die Uhrenmesse am Ende. Firmen wie Hermès, Ulysse Nardin oder Girard Perregaux haben bereits das Weite gesucht und an den Genfer Uhrensalon gewechselt.

Das Wasser steht den Messe-Verantwortlichen bis zum Hals. Das bestätigte auch ein sichtlich enervierter Messe-Chef Kamm im Gespräch mit BLICK: «Wenn Swatch, Rolex oder Patek Philippe aussteigen, gibt es uns nicht mehr.» Dass die Messe zur reinen Geldmaschine verkommen sei, weist er weit von sich. Man befinde sich in einem Transformationsprozess und führe Gespräche mit den Ausstellern, sagt Kamm.

Bundesrätin hofft auf schnelle Einigung

Bundesrätin Leuthard, die die Messe gestern eröffnete, hofft auf eine schnelle Einigung. Es sei wichtig, dass die Industrie an der Baselworld ihre Geschäfte abwickeln könne, sagt sie im Gespräch mit BLICK. Aufgefallen sei ihr, wie nervös derzeit alle seien.

René Kamm zumindest hat dazu allen Grund: Ob es die Messe in dieser Form 2020 noch gebe, wisse er selbst nicht so genau, meint er vielsagend.

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