Nick Hayek (66), Boss des Uhrenkonzerns Swatch Group mit Sitz in Biel BE, ist immer noch sauer auf den Bundesrat. Einmal mehr kritisiert er die Landesregierung, sie betreibe in der Corona-Pandemie Missmanagement, sagt Hayek in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».
«Man darf ja Fehler begehen. Aber man sollte daraus lernen, was nicht passiert ist», sagte der Swatch-Chef weiter. Im Juli letzten Jahres sei er zusammen mit anderen Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft beim Gesamtbundesrat zu einer Klausur eingeladen worden.
Wie es der Uhrenindustrie und den Arbeitern interessiert keinen
Auf dem Landsitz Lohn habe er in einer kurzen Präsentation aufgezeigt, wie die Massnahmen in China, Taiwan oder Korea sich auf das lokale Kundenverhalten ausgewirkt hätten. Und dass die Schweiz aus diesen Erfahrungen lernen sollte, besser mit der Krise umzugehen.
Der Bundesrat habe darauf steif und uninspiriert reagiert. Das Treffen habe eher wie eine Alibiübung gewirkt. Wie es der Uhrenindustrie und den Arbeitern gehe, habe keinen interessiert. Hayek: «Würden Sie mit solchen Piloten gerne ins Flugzeug steigen?»
Schweizer Lockdown war ein Fehler
Der undifferenzierte und unpragmatische Lockdown wie in Europa und der Schweiz sei ein Fehler gewesen. Viele Länder, vor allem in Asien, seien deutlich geschickter vorgegangen. In China habe es nur ganz am Anfang einen Lockdown gegeben, als man noch keine Erfahrungen mit dem Virus gehabt habe.
Länder wie Korea oder Taiwan hätten hingegen ihre Läden und Restaurants nie landesweit geschlossen. Sie seien sehr pragmatisch vorgegangen. Die gesamte Gesellschaft und die Wirtschaft hätten dank dieses Vorgehens viel weniger Schaden genommen.
Hayek hatte bereits im Frühjahr 2020 bei Ausbruch der Krise heftige Kritik am Bundesrat geäussert. Nach Ausrufung des Notstandes seien die Botschaften noch klar und nachvollziehbar gewesen, sagte Hayek damals gegenüber dem «Blick». Bei den ersten Lockerungen habe die Landesregierung jedoch einen katastrophalen Eindruck hinterlassen.
Hayek fährt rote Zahlen ein
Das Corona-Jahr 2020 hat die Swatch-Gruppe hart getroffen. Zum ersten Mal seit den frühen 1980er-Jahren schreibt das Imperium rote Zahlen. 2020 belief sich der Umsatz auf knapp sechs Milliarden Franken. Das sind 28.7 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr,
Die gute Nachricht: Der Konzern hat keine Schulden und eine hohe Nettoliquidität von fast 2 Milliarden Franken. Da ist der Rückschlag einigermassen verkraftbar. Das Unternehmen beschäftigt über 30'000 Mitarbeiter.
(SDA)