Der Chef des Uhrenherstellers Swatch, Nick Hayek (60), spricht Klartext: «Es braucht mehr Wertschätzung für ‹normale› Touristen – nicht nur des Geldes wegen, sondern aus Freude darüber, dass sie hierherkommen.» Wie damals die Uhrenindustrie interessiere sich Schweiz Tourismus nur noch für das oberste Segment, entwickelte keine Innovationen, verschlief neue Technologien und erhöhte dauern die Preise.
Hayek: «Der Kunde ist auch ein Kunde, wenn er kein Fünfsternehotel bucht», stellt der Swatch-Chef in der «Schweiz am Sonntag» klar. Und: Bei der Familienfreundlichkeit und Aufmerksamkeit hapere es in manchen Gebieten, «es braucht auf jeden Fall auch attraktive Billigangebote».
Hayek fährt Schmid in die Parade
Mit seiner Branchen-Schelte fährt Hayek dem Direktor von Schweiz Tourismus, Jürg Schmid (53), in die Parade. Dieser lädt am Montag zur jährlichen, mit grossem Rummel inszenierten Tourismus-Konferenz.
Nicht nur wegen des Franken-Schocks von Mitte Januar muss Schmid die Lage von Hotellerie, Bergbahnen und Tourismusdestinationen neu beurteilen. Der Chef-Vermarkter muss sich auch Fragen zum richtigen Einsatz seiner finanziellen Mittel gefallen lassen. Stolze 94 Millionen Franken betrug sein Budget im 2014. Mehrheitlich kommt das Geld aus der Staatskasse.
Pikant: Hayeks Vorwürfe erschweren es Schmid nun massiv darzulegen, warum der Bund zusätzliche Millionen für die Tourismusbewerbung locker machen soll.
Oberste Hotelier will auch mehr Geld
Dies fordert auch der oberste Hotelier Andreas Züllig (56), den Schmid am Montag ebenfalls aufbieten wird.
Mehr Mittel für die Vermarktung Schweiz müssen bereitsgestellt werden, wird er sagen. Obwohl der Bundesrat kürzlich über 200 Millionen Franken für Schweiz Tourismus gesprochen hat und auch das Sonntagsshopping in Einkaufszentren touristischer Regionen neu erlaubt.
Reicht das nicht?
«Vielleicht braucht es kurzfristig 10 bis 15 Millionen Franken zusätzlich», sagt Züllig in der «SonntagsZeitung». Auch die Angestellten müssten jetzt mithelfen, konkurrenzfähiger zu werden. «Wegen Arbeitszeitverlängerung und -flexibilisierung sprechen wir derzeit mit den Sozialpartnern.»
Jürg Schmid von Schweiz Tourismus will erst am Montag zur Hayek-Schelte Stellung nehmen, sagte er heute Blick.ch.