Den SBB fehlen bekanntlich Dutzende von Lokführern. Jetzt werben die Bundesbahnen an Bahnhöfen Passanten mit «Speed-Recruitings» an. Schon in ein paar Minuten soll sich zeigen, ob man für den Bähnler-Beruf geeignet ist. Auch eine Offensive im Ausland soll die Lücken füllen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Eine Art ist das wie «Speed-Dating» bei der Partnerwahl. Mit dem Unterschied, dass es in wenigen Minuten eben darum geht, Passanten von einem Beruf zu begeistern - und Eignung für den Beruf zu erkennen. Ein zehnminütiges Gespräch lotet die Chancen aus.
Angeboten werden die Schnellrekrutierungen in den Bahnhöfen Olten, Lausanne, Zürich und Bern. Interessenten dürfen in einem Lok-Simulator fahren und können auch gleich ihre Bewerbungsunterlagen mitbringen.
Unübliche, doch angebrachte Rekrutierungen
Nach der Schnellbewerbung folgen die üblichen psychologischen und medizinischen Tauglichkeitstests. Klappts nicht für den Lokführerstand, interessiert vielleicht ein anderer der insgesamt 150 Berufe bei der Bahn.
Die Bahn lasse «nichts unversucht, um die Lücken zu füllen», sagt Jürg Hurni von der Verkehrspersonal-Gewerkschaft SEV. Doch angesichts des Personalmangels hält auch der Gewerkschaftler solch unübliche Anwerbungsversuche für angebracht.
Im Fokus stehen zudem Anstrengungen, über 40-Jährige für den Lokführerberuf zu gewinnen. Bis 2025 werden rund 1000 neue Fachkräfte für den Führerstand benötigt, daher sind auch ältere Kandidaten gefragt. Die Ausbildung dauert knapp eineinhalb Jahre.
Offensive im Ausland
Auch über die Landesgrenzen hinaus suchen die SBB Personal. In Deutschland hat im Sommer eine Offensive begonnen. Dies, obwohl auch der Deutschen Bahn Hunderte von Lokführern fehlen. SBB und DB wildern derzeit in anderen Territorien: «Beide Unternehmen rekrutieren derzeit auch über die Landesgrenzen hinaus», sagt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi.
Aus Deutschland seien in den letzten Wochen auch einige Dutzend Anfragen und Bewerbungen eingegangen. Weil sich die Suche nach Fachkräften jedoch noch immer als schwierig erweist, haben die SBB sowohl die Zielgruppen als auch die geografischen Regionen erweitert.
In Zukunft, so Pallecchi, bleibe den SBB wohl nichts übrig, als auch andere Berufsgruppen im Ausland anwerben zu müssen. Der Fachkräftemangel betreffe nicht nur Lokführer: «Solche Massnahmen müssen wir für andere Profile ebenfalls ins Auge fassen.» (kes)