In der «NZZ am Sonntag» hat sich Post-Präsident Urs Schwaller (65) zum Stand der Suche nach einem neuen Chef geäussert: Diese gestalte sich nicht so einfach, bis Ende Jahr solle es eine Namensliste als Entscheidungsgrundlage geben.
Das Problem: «Viele Interessenten fragen sich, ob sie diesen medialen und politischen Druck aushalten wollen», so Schwaller. Zudem werde vom neuen Chef erwartet, dass er oder sie die Post in die digitale Zukunft führen kann. Und das alles für ein Gehalt von höchstens einer Million Franken in Jahr. «Der Lohn ist tatsächlich ein Thema», so Schwaller.
Umgang mit Öffentlichkeit gehört zum Pflichtenheft
Kurz: Zu wenig Bezahlung, zu viel Druck und die Herkulesaufgabe digitale Transformation. Für Schwaller offenbar Schwierigkeiten, für Experten, deren Metier die Besetzung von Topjobs in Wirtschaft und Verwaltung ist, eher eine Herausforderung.
Alle angefragten Experten aus der Executive-Search-Branche sind sich einig: Der Lohn kann bei der Suche nach einem neuen Postchef nicht das Problem sein. Und auch nicht der Druck, glaubt Anke Moseler von Robert Half Executive Search «In einer solchen Position muss man mit der öffentlichen Aufmerksamkeit umgehen können, muss sich das gewöhnt sein.» Das gehört heute sozusagen ins Pflichtenheft eines jeden Topmanagers.
Das sieht auch Clemens Hoegl (53) von Egon Zehnder so: Alle Konzernchefs stünden heute permanent im Fokus, und ihre Tätigkeiten würden nicht nur in den traditionellen Medien, sondern auch in den sozialen Netzwerken kommentiert und bewertet. «Eine Unternehmensleiterin auch einer Firma der Privatindustrie kann sich genauso im Zentrum eines Medienorkans befinden wie der Leiter eines Staatsbetriebs.» Das mache unter anderem den Reiz eines solchen Postens aus. Hoegl findet auch, dass das Pflichtenheft entscheidender ist als die Höhe des Lohnchecks: «Für qualifizierte Kandidaten kann der Lohn nicht das entscheidende Kriterium sein. Die Aufgabe, der Inhalt der Rolle ist viel wichtiger – auch für die persönliche Zufriedenheit des neuen CEO.»
Einfluss der Parteipolitik könnte Kandidaten abschrecken
Da schwingt leise Kritik an den Suchenden bei der Post mit. Thomas A. Biland (59) vom gleichnamigen Topjob-Vermittler wird gar noch deutlicher: «Ich denke nicht, dass das Salär hier ein Grund ist, sondern vielmehr die unter Umständen fehlende Kreativität der Suchenden. Auch die politische Konstellation, die Gefahr in die Mühlen der Parteipolitik zu geraten, könnte potenzielle Kandidaten abschrecken: «Wer will sich das schon antun?» fragt Biland lakonisch.
Die Post, eine grosse Baustelle, die zudem noch einen neuen Architekten sucht! Doch die Branchenexperten sind sich einig: Den neuen Chef oder die neue Chefin zu finden, kann nicht so schwierig sein. Die Liste der Probleme, wie sie Urs Schwaller im Interview skizziert, ist zu bewältigen.