Diese österreichische Studie überraschte selbst die Forscher: 86 Prozent der untersuchten Kinderschuhe waren beim Nachmessen kürzer als angeschrieben. Einige Schuhe wichen gar um vier Grössen ab.
Dafür gibt es anders als bei Kleidern, deren Grössen sich aus verschiedenen Massen wie Taillenumfang oder Körpergrösse zusammensetzen, bei Schuhen eigentlich wenig Grund. In Europa entspricht eine Schuhgrösse 6,67 Millimetern. Das heisst, ein Schuh in Grösse 40 sollte im Innern 26,7 Zentimeter lang sein.
Herkunft der Schuhe weist auf Grösse hin
Untersuchungsleiter Wieland Kinz unterstellt den Herstellern denn auch böse Absichten: «Vermutlich besteht die Zielsetzung, dass Eltern häufiger neue Kinderschuhe kaufen müssen.»
Diesem Verdacht widerspricht David Zuberbühler, SVP-Nationalrat und Vorstandsmitglied von Schuhschweiz: «Anzunehmen, dass Hersteller Kinderschuhe bewusst zu kurz produzieren oder mit einer falschen Grössenangabe versehen, ist falsch.»
Jeder Schuhproduzent produziere nämlich über eigene Leisten. «In der Praxis zeigt sich, dass Schuhe aus Fernost oder aus Billiglohnländern kleiner ausfallen als Schuhe, die in Europa produziert wurden», erklärt Zuberbühler. Er vermutet, dass sich jene Produzenten kaum an Normen halten.
Kleine Schuhe schädigen Füsse
Die Studie aus Österreich warnt vor den Folgen zu kleiner Schuhe. Mit den falschen Grössen würden die Firmen in Kauf nehmen, dass die Kinder Schäden an den Füssen davontragen.
Auch dazu hat das Forschungsteam Kinderfüsse-Kinderschuhe schon geforscht. Ihre Feststellung: Zwischen zu kurzen Schuhen und verkrümmten Grosszehen bei Kindern im Kindergartenalter besteht ein eindeutiger Zusammenhang.
Weil Kinder nicht spüren, ob Schuhe zu kurz sind, zwängen sie sich hinein, erklärt Schuh-Lobbyist Zuberbühler das Problem. Kinder hätten oft den Eindruck, dass gerade enge Schuhe gut passen. «Panikmache ist aber nicht angebracht: Die Schuhe gehen durch intensiven Gebrauch oftmals kaputt, bevor sie überhaupt Schaden anrichten konnten.»
So kaufen Sie richtig ein
Wie können Eltern Fehlkäufe vermeiden? Zuberbühler empfiehlt, Schuhe mit dem Kind in einem Fachgeschäft zu kaufen. Dort würden die Füsse individuell und richtig vermessen.
Die Füsse sollen laut Experten zwischen 12 und 17 Millimeter Spielraum haben. Wichtig sei, immer beide Füsse auszumessen. In sieben von zehn Fällen seien die Füsse nicht gleich lang. Ein Trick für das Anprobieren: Die Decksohle aus dem Schuh nehmen und die Kinder draufstehen lassen.
Auch nach dem Kauf sollen Eltern die Schuhe ihrer Kinder regelmässig überprüfen, so Zuberbühler, der im Verwaltungsrat von zwei Schuhgeschäften sitzt.
Kinderfüsse würden unregelmässig und schnell wachsen. Experten raten daher, bei Kindern im Alter von eins bis drei Jahren die Schuhe alle acht Wochen anzuschauen, nachher alle fünf Monate.