Insgesamt mussten die Versicherungskonzerne in den Jahren 2017 und 2018 Schäden durch Naturkatastrophen von 219 Milliarden US-Dollar bezahlen. Das sei so viel wie noch nie in einem Zweijahreszeitraum, stellte der Rückversicherer Swiss Re in seiner Sigma-Studie fest, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Dabei schlagen nicht nur die Riesennaturgewalten wie Hurrikane, Erdbeben oder Winterstürme zu Buche. Mehr als die Hälfte der Schäden sei auf kleinere und mittlere Schadenereignisse zurückzuführen, stellte das Swiss Re-Institut fest. Darunter fielen etwa Hochwasser, sintflutartige Regenfälle, Sturzfluten, Schnee- und Eisstürme, Dürre oder Waldbrände. Auch Winterstürme ausserhalb Europas zählt der zweitgrösste Rückversicherer dazu.
Ebenfalls in diese Kategorie gehörten Folgeereignisse nach Erdbeben oder Hurrikanen wie beispielsweise Tsunamis, Sturmfluten oder Regenfälle. Auch Bodenverflüssigungen nach Erdbeben, die ganze Ortschaften verschlucken, sind hierzu zu zählen.
Zu den Gründen für die steigenden Schäden durch kleinere und mittlere Ereignissen zählen das Bevölkerungswachstum, die fortschreitende Verstädterung sowie die zunehmende Konzentration von Vermögenswerten in Gebieten, die extremen Wetterbedingungen und somit den Folgen des Klimawandels ausgesetzt seien, hiess es. So würden vor allem in Asien immer mehr Menschen in riesigen Städten wohnen, die oft an der Küste lägen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tropensturm auf diese dichtbesiedelten Gebiete - etwa in China - treffe, habe sich vervielfacht. Angesichts der Konzentration von Menschen und Vermögenswerten in den Metropolen sei die Wahrscheinlichkeit von schweren Schäden massiv gestiegen, hiess es in der Studie.
Die fortschreitende Verstädterung, auch in hochwassergefährdeten Gebieten an Küsten und in Flussebenen, die zunehmende Bautätigkeit in Waldbrandgebieten, wie zum Beispiel an der Schnittstelle von Wald und Siedlungsraum, und die langfristigen Folgen des Klimawandels würden auch in Zukunft zu einem Anstieg der Schäden durch kleinere und mittlere Schadenereignisse führen, erklärte Swiss Re-Underwritingchef Edouard Schmid.
Dies zeigte sich im vergangenen Jahr besonders deutlich. Seit 1990 seien in Amerika 60 Prozent der neuen Wohnhäuser an der Schnittstelle von Wald und Siedlungsgebiet gebaut worden, hiess es in der Studie. Wenn da mal ein Waldbrand auflodere, verbreite der sich schnell und sei schwierig zu bekämpfen.
Die verheerenden Feuersbrünste im vergangenen Jahr in Kalifornien legten grosse Flächen in Schutt und Asche. Dutzende Menschen starben. Die Brandwalzen im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat trieben weltweit die versicherten Schäden durch Brände auf 17 Milliarden Dollar in die Höhe. Das sei ein neuer Allzeitrekord, schrieb die Swiss Re.
Und es zeigt sich eine unheilvolle Häufung. Die Hälfte der zehn grössten Feuersbrunstschäden in der Welt hätten sich in den vergangenen beiden Jahren ereignet, stellte die Swiss Re fest.
Alleine das «Camp Fire» im November mit 86 Toten dürfte die Versicherungen 12 Milliarden Dollar kosten. Weil Katastrophen durch Riesennaturgewalten wie Hurrikane, Erdbeben oder Winterstürme im vergangenen Jahr nicht so schlimm waren wie im Rekordjahr 2017, war diese das «Camp Fire» der teuerste Versicherungsschaden im 2018. Dahinter kamen die Hurrikane Micheal in den USA und der Typhoon Jebi in Japan.
Insgesamt richteten Natur- und von Menschenhand verursachte Katastrophen im vergangenen Jahr einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von 165 Milliarden Dollar an, wovon 155 Milliarden Dollar auf Naturkatastrophen entfielen. Dies ist immerhin nicht einmal die Hälfte von 2017, als 350 Milliarden Dollar an Schäden zu beklagen waren.
Damit war 2018 ein unterdurchschnittliches Schadensjahr: Der Schnitt der vergangenen zehn Jahre liegt bei 220 Milliarden Dollar wirtschaftliche Schäden. Von den Gesamtschäden im 2018 seien rund die Hälfte versichert gewesen, schrieb die Swiss Re.
Zusammengenommen waren die Jahre 2017 und 2018 allerdings die zweitteuersten der Geschichte. Nur der Zweijahreszeitraum 2010 und 2011 hatte mit 720 Milliarden Dollar noch höhere Katastrophenschäden aufgewiesen, erklärte die Swiss Re auf Anfrage. Damals musste die Versicherungsbranche aber weniger Schäden bezahlen, so dass hier in einem Zweijahresvergleich die Jahre 2017 und 2018 an der Spitze stehen. (SDA)