Was haben Fogal und Vögele gemeinsam? Beide leiden unter ihrem verstaubten Image. Die einstigen Qualitätsmarken mit Traditionsbewusstsein leiden heute unter der werbefreudigen globalen Billig-Konkurrenz. Verzweifelt suchen sie nach ihrem Platz in der neuen Marken-Ordnung der konkurrenzreichen Textilwelt.
Vögele arbeitet nun hartnäckig an seiner Neuorientierung. Alle Filialen werden jetzt radikal umgebaut. Sie ähneln jenen von H&M und Zara. Bei Fogal hat Ex-Denner-Chef Philippe Gaydoul radikal aufgeräumt und das Unternehmen auf Effizienz getrimmt.
«Seit der Übernahme von Fogal im Oktober 2009 haben wir Produkt und Vertrieb mit grosser Leidenschaft kontinuierlich weiterentwickelt», nennt er es in einer Medienmitteilung. Dass die Ziele trotzdem nicht erreicht wurden, liegt seiner Meinung nach am starken Franken: «Die aktuelle Situation auf dem Heimatmarkt hat uns jedoch, wie viele andere Detailhändler, stark tangiert.»
Also verkauft er nun den Laden weiter an den Bademodenproduzenten Lahco of Switzerland. Das Unternehmen hat Erfahrung mit Strickwaren: 1922 gründete Dr. Lahmann in Baden AG eine Strick- und Wirkfabrik. Seit den 30ern produziert das Unternehmen edle Bademode.
Fogal wurde nur gerade ein Jahr nach Lahco in Zürich gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die Strümpfe vom Limmatquai einen Boom. «Wurde eine Ladung amerikanischer 'Nylons' geliefert, dauerte es meist nur wenige Stunden, bis die Regale leer und die Kassen voll waren», schrieb die «Handelszeitung» in einem Porträt.
Nach dem Tod des Gründers Léon Fogal übernahm Bankier Walter Meier die Marke. Der Vater von Yello-Sänger Dieter Meier profitierte Ende der 60er von der Hippie-Welle. Die Frauen trugen kurze Röcke – und Strümpfe. Meier setzte bald seinen damals 22-jährigen Sohn Balthasar, Dieters jüngerer Bruder, auf den Chefsessel. Er blieb 40 Jahre.
Meier machte Fogal zu einer Weltmarke, eröffnete 23 Läden in 22 Ländern. Darunter Paris, New York, Hongkong, Tokio. Doch schon bevor Meier an die Gaydoul Group (Navyboot, Jet Set) verkaufte, begann der Abstieg. Die Marke wurde verwässert, man setzte plötzlich auch auf Lingerie und Socken.
Gaydoul reduzierte Fogal wieder auf den Strumpf und setzte auf Premium statt auf Luxus. Mit der Platzierung von Fogal-Prokukten in der aufwändigen Neuverfilmung von «The Great Gatsby» erhoffte er sich neue Impulse. Doch die Nachfrage stieg nur kurzfristig an.
Von Blick.ch angefragt, äussert sich jetzt Balthasar Meier zum Verkauf: «Das kann eine gute Lösung sein», sagt er. «Es ist positiv, dass der Käufer kein Neuland betritt.» Ob Fogal wieder zu alter Grösse aufsteigen wird, kann er nicht voraussagen. Lahco-Chefin Renate Millauer-Lang erhofft sich jedenfalls ein «attraktives Ganzjahresgeschäft». Sie will die 90 Angestellten und die restlichen Filialen behalten.
War Fogal ein gutes oder schlechtes Geschäft für Gaydoul? Er will es nicht verraten. (alp/grv)