Alpiq geht's schlecht: Nach einem Verlust von 830 Millionen Franken im letzten Jahr will der grösste Schweizer Energie-Konzern sein Portfolio bereinigen und knapp die Hälfte seiner Wasserkraft verkaufen – womöglich an chinesische Investoren. Ihre Anteile am Solothurner Energie-Unternehmen AEK verkauft Alpiq jetzt an die Berner BKW.
Hätte man die BKW ins Boot geholt, wäre die heutige Lage von Alpiq nicht so prekär, sagte Hans E. Schweickardt am heutigen Freitag der «NZZ». «Die Endkunden der BKW hätten die Situation klar entschärft», so der ehemalige Alpiq-Chef und Ex-Präsident des Branchenverbandes Swisselectric weiter.
«Wir müssen zentralisieren»
Die Situation, sie ist für viele Strom-Unternehmen in der Schweiz und Europa schwierig. Schweickardt mache sich Sorgen, dass «über kurz oder lang einer der grossen Konzerne seine Bilanz deponieren wird», sich also überschuldet. Auch in der Schweiz werde dies kommen.
Der Grund für die in Schweickardts Worten «besorgniserregende» Situation der Strom-Unternehmen und vor allem von Alpiq in der Schweiz ist der niedrige Strompreis. Vor allem durch die erneuerbaren Energien, die laut Schweickardt allein in Deutschland mit 44'000 Euro pro Minute subventioniert würden, falle der durchschnittliche Grosshandelspreis «umso stärker».
Doch nicht nur die Subventionen sind laut Schweickardt ein Problem, sondern die schiere Grösse der Mitbewerber. Man könne in der Schweiz nicht länger rund 900 verschiedene Versorger haben. «Wir müssen zentralisieren», fordert Schweickardt im «NZZ»-Gespräch.
Selbstversorgende Häuser ohne Grossversorger
In Bezug auf erneuerbare Energien erklärt der 71-Jährige, dass man nicht um die Kernenergie herumkommen können, wenn man das Thema CO2 ernstnähme. Schweickardt ist sich sicher, dass in Zukunft neue Atom-Technik wie Hochtemperaturreaktoren kämen. Er liebe den Kugelhaufenreaktor, «der wird kommen».
Für die Zukunft europäischer Energie-Unternehmen malt Schwickardt im Interview ein düsteres Bild. In fünf bis zehn Jahren würden Häuser zu einem guten Teil Selbstversorger sein. «Grossversorger werden nicht mehr gefragt sein», so Schweickardt. (grv)