Die Zeiten, als es noch respektable Zinsen auf Spareinlagen gab, sind längst vergessen. Waren es in den 90er Jahren noch bis zu sechs Prozent Verzinsung, haben wir uns daran gewöhnt, dass es meist gar keine Zinsen mehr gibt.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) unterstützt nun den nächsten Schritt: Strafgebühren auf Geldbestände, verschleiernd umschrieben mit dem Begriff «Negativzinsen». Ein verzweifelter letzter Schritt, um die Weltwirtschaft anzukurbeln.
Sechs Notenbanken haben bereits Negativzinsen eingeführt, unter ihnen die Schweizerische Nationalbank (SNB), die Europäische Zentralbank (EZB) und die Zentralbank Japans. Der IWF unter Chefin Christine Lagarde (51) unterstützt das.
Negativzinsen könnten helfen, die Nachfrage und die Preisstabilität unterstützen, so Jose Vinals (61), der IWF-Direktor für Geld- und Kapitalmärkte, in einer Analyse. Sie wurde vor dem IWF-Treffen nächste Woche in Washington veröffentlicht.
Ersparnisse und Altersvorsorge schrumpfen weiter
Zwar gäbe es «nur begrenzte Erfahrung» mit Negativzinsen, sie könnten aber einen finanziellen Anreiz für Investitionen schaffen und die Banken anregen, mehr Kredite zu vergeben, statt grosse Geldbestände zu halten.
Die Kehrseite: Ersparnisse und Geldinvestitionen, etwa Lebensversicherungen, Spar- und Pensionsverträge, die schon seit Jahren kaum noch Zinsen bringen, kosten dadurch sogar noch Geld, umgelegt über Gebühren.
Auch vor einer weiteren Folge warnte der IWF selbst: Dass Menschen ihr Geld gar nicht mehr zur Bank bringen, sondern wieder mehr auf Bargeld setzen, weil dafür (anders als für Konten) keine Gebühren anfallen.
Allerdings gibt es auch hier längst Bestrebungen, diese Lücke zu schliessen. Mit einem anderen Argument, der Bekämpfung des Terrorismus, soll der Bargeldverkehr zugunsten von elektronischen Bankgeschäften eingedämmt werden.