In die Affäre um den mutmasslichen Betrug von Ex-Kempinski-Chef Reto Wittwer kommt Licht: Neuen Angaben zufolge soll der Schweizer Hotelier 6 Millionen Franken aus dem Konzern geschleust haben.
Die internationale Luxushotelkette mit Sitz in Genf bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur SDA den in der «SonntagsZeitung» genannten Betrag. Kempinski bestätigte zudem einen Medienbericht, wonach Wittwer die Gelder 2004 mittels Provisionen abgezogen haben soll.
Üblich in der Branche
Solche Provisionen sind zwar branchenüblich und wurden im konkreten Fall für die Vermittlung von Projektpartnern für neue Hotels im Nahen Osten und in Afrika gezahlt.
Allerdings soll Wittwer gemäss Informationen des deutschen Fachmagazins «fvw» an der Empfängergesellschaft Reincke's Son mit Sitz auf den British Virgin Islands beteiligt gewesen sein. Dadurch hätte er direkt von den Provisionen profitiert.
Anzeige eingereicht
Vergangene Woche hatte Kempinski mitgeteilt, bei der Generalstaatsanwaltschaft Genf Anzeige gegen Wittwer eingereicht zu haben. Dieser werde verdächtigt, in betrügerischer Absicht Gelder aus dem Unternehmen geschleust und dabei alle internen Kontrollmechanismen umgangen zu haben, hiess es.
Die Entscheidung, rechtliche Schritte einzuleiten, sei aufgrund einer internen Untersuchung getroffen worden.
Die Hotelkette wird seit dem 29. Oktober 2014 von Alejandro Bernabé geführt. Der Chefwechsel wurde damals mit der langfristigen Nachfolgeplanung begründet. Reto Wittwer trete in den Ruhestand, hiess es lediglich. Unmittelbar nach dem Chefwechsel war aber eine externe Firma mit der Untersuchung gegen Wittwer beauftragt worden.
20 Jahre an der Spitze
Der Zürcher stand fast 20 Jahre an der Spitze der älteste Luxushotelgruppe Europas. Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» kürte ihn 2013 zum «mächtigsten Schweizer Luxushotelier der Welt».
Derzeit ist Wittwer beim World Tourism Forum Lucerne als Vorsitzender des Advisory Board tätig.
Die Kempinski-Gruppe betreibt heute 73 Fünfsterne-Hotels in 31 Ländern. Mit dem Grand Hotel des Bains in St. Moritz, dem Grand Hôtel Kempinski und dem Le Mirador in Mont-Pèlerin (VD) ist Kempinski auch in der Schweiz vertreten. (bau/SDA)