Sie stechen jedem Fan ins Auge und lassen so manche Spielerfrau auf der Tribüne alt aussehen: Zwei Stewardessen von Sponsor Turkish Airlines weisen die Mannschaften aufs Feld. Elegant gekleidet, mit einem bezaubernden Lächeln im Gesicht. Sie sind die attraktivsten Exotinnen an der Euro in Frankreich. Aber bei weitem nicht die einzigen.
Auch in den edlen VIP-Logen vergnügen sich Vertreter von Firmen, die vor kurzem noch kaum jemand gekannt hat. Etwa von Socar, dem staatlichen Ölkonzern aus Aserbaidschan. Oder Bosse und geladene Gäste von Hisense, dem chinesischen Elektronikkonzern. Auch er ist in Staatsbesitz. Die Chinesen nutzen die grosse Bühne, um in Europa Fuss zu fassen. Dem Staatskonzern ist das stolze 50 Millionen Euro wert.
Nur fünf Hauptsponsoren aus Europa
Von den zehn Euro-Hauptsponsoren stammt mit dem Telekomkonzern Orange nur einer aus Frankreich, total fünf sind aus Europa. Macht das Sinn? «Für exotische Marken ist die EM interessant, weil sie damit in ganz Europa ein breites Publikum erreichen», sagt Sponsoring-Experte Hans-Willy Brockes (50). So können sie hier ihre Marke aufbauen.
Gelungen ist das etwa dem Automobilhersteller Hyundai/Kia. «Die Südkoreaner waren schon 2006 an der WM dabei – und sind damit die Vorreiter der Exoten», sagt der Geschäftsführer der Europäischen Sponsoring Börse ESB mit Sitz in St. Gallen.
Europäer werben gezielter
Für europäische Marken sei eine EM hingegen weniger interessant. «Die Firmen sind hier schon bekannt und werben deshalb viel gezielter.» Zudem seien die Sponsoring-Preise gemessen am Nutzen zu hoch. Dass die europäischen Marken aufgrund der Skandale fernblieben, glaubt Brockes hingegen nicht. Die Uefa sei ja nicht derart unter Beschuss wie die Fifa.
Bei der Euro 2020 ist aber wohl alles anders. Der drittgrösste Sportanlass der Welt sollte dann auch für europäische Marken wieder interessant werden. Derzeit liefen Tests für ein neues Verfahren: Ein Signal soll jedes Pixel der Bandenwerbung übernehmen und dann umwandeln.
Individuelle Werbung
Das Resultat: Am Fernsehen in der heimischen Stube wäre in jedem Land eine andere Werbung zu sehen. Die Werbung würde individuell. «Audi könnte in Deutschland beispielsweise den A3 bewerben und in der Schweiz den Q5.»
Beim Audi Cup, einem internationalen Freundschaftsturnier in München, wurde diese Technologie bereits getestet. «In vier Jahren wird sie wohl marktreif sein.»