Weiss. Dicke Sohle. Gefertigt aus Känguruleder. Fashionistas auf den Hipster-Flaniermeilen von Zürich, Bern und Basel schwören auf den klassischen Reebok-Treter im Retro-Look. Die Turnschuhe mit Stil sind ein einträgliches Geschäft für die Reebok-Mutter Adidas. Der deutsche Konzern verdient Millionen mit dem Revival der 80er-Jahre.
Wegbereiter für die Marke war Stephan Fluri (56). Der Basler machte vor über 30 Jahren Reebok bekannt. Das Unternehmen war seinerzeit in amerikanischer Hand. Die Schweiz war Adidas-Land. Und Adidas war Schweizer Territorium. Der spätere FC-Basel-Präsident René C. Jäggi (71) leitete die Geschicke des Sportartikelkonzerns. Jeder zweite in der Schweiz verkaufte Sportschuh kam aus deutscher Fabrikation.
Fluri erinnert sich gerne zurück. Es war Ende der 80er-Jahre, als er gegen den Adidas-Konzern antrat. Fluri fuhr einen Mercedes-Kombi, der von oben bis unten mit einer britischen Fahne überzogen war. Seinerzeit eine Rarität. Der Garagist fragte mehrmals nach, ob Fluri das wirklich machen wolle.
«Verkauft keine Menge»
«Das musste ich damals selbst bezahlen», erinnert sich der Basler. «Viele reagierten mit einem ungläubigen Kopfschütteln. Auf der Seite war ein grosser Reebok-Schriftzug. Die Leute konnten den Namen kaum aussprechen!»
Täglich war er im Auto unterwegs. Einmal verirrte er sich auf einen Bauernhof. Der Landwirt staunte, als er den Wagen sah. Er wunderte sich über die seltsame Rechtschreibung und liess Fluri gar nicht erst zu Wort kommen, sondern jagte ihn einfach vom Hof. Der Bauer dachte, Fluri wolle ihm Rotwild aufschwatzen, und meinte ganz lapidar: «Ich habe andere Viecher.»
Drei Jahre kümmerte sich Fluri darum, die Marke in der Schweiz zu verankern. Die Weisungen kamen direkt aus den USA. «Verkauft keine Menge», hiess es seinerzeit. «Verkauft Modelle», so der Plan. Reebok wollte die Regale mit unterschiedlichen Schuhen füllen. Kunden sollten das sofort sehen. «Sichtbarkeit war das wichtigste Kriterium», sagt Fluri.
Der Schweizer Schuhmarkt wird von Zalando aufgemischt. Null Filialen haben die Deutschen in der Schweiz, und trotzdem bringen sie es auf knapp 900 Millionen Franken Umsatz – dank ihres Online-Shops und dank Gratis-Retouren. Die Bestseller im Freizeitschuh-Segment: Nike, Adidas, Reebok und Fila. Senkrechtstarter ist ein Schweizer Unternehmen: Die Zürcher Laufschuhmarke On wächst zweistellig. Der stationäre Platzhirsch ist die Dosenbach-Ochsner-Gruppe. Ihr Umsatz hierzulande bewegt sich auf dem Niveau von Zalando. Die Firma betreibt aber über 270 Filialen im Land. Die meisten davon – rund 200 – laufen unter der Marke Dosenbach.
Der Schweizer Schuhmarkt wird von Zalando aufgemischt. Null Filialen haben die Deutschen in der Schweiz, und trotzdem bringen sie es auf knapp 900 Millionen Franken Umsatz – dank ihres Online-Shops und dank Gratis-Retouren. Die Bestseller im Freizeitschuh-Segment: Nike, Adidas, Reebok und Fila. Senkrechtstarter ist ein Schweizer Unternehmen: Die Zürcher Laufschuhmarke On wächst zweistellig. Der stationäre Platzhirsch ist die Dosenbach-Ochsner-Gruppe. Ihr Umsatz hierzulande bewegt sich auf dem Niveau von Zalando. Die Firma betreibt aber über 270 Filialen im Land. Die meisten davon – rund 200 – laufen unter der Marke Dosenbach.
Gegen die deutsche Übermacht
Es war ein hartes Unterfangen. Die deutsche Konkurrenz zählte ein Distributionsnetz von über 2500 Läden. Die Migros mischte im Billigpreis-Segment mit Eigenmarken mit. Aber schliesslich gelang es Reebok trotzdem, mit dem klassischen Lederschuh Fuss zu fassen. Tennisspieler schätzten die Leichtigkeit. Konsumentenschützer preisten die Dämpfung.
Fluri zog schliesslich weiter. Er machte sich mehrfach selbständig, musste Rückschläge hinnehmen, schied teilweise krankheitshalber aus dem Berufsleben aus.
Heute arbeitet er als Selbständiger in der Duft-Branche. Die Tage als Fashion-Unternehmer in der Sportindustrie sind gezählt. Sein Sohn aber hat das Gen geerbt – zumindest ansatzweise. Kevin Fluri (29) gehört zu den besten Parkours-Sportlern des Landes. Er ist ein Star in der Szene, gesponsert, gefeaturt in einer mehrteiligen Serie des Schweizer Fernsehens. Sein Götti: die Kugelstoss-Legende Werner Günthör (58).
Und Reebok? Die Firma ging im Laufe der Jahre an Adidas. Sie war zeitweise das Sorgenkind der Deutschen. Die Umsätze entwickelten sich zuletzt aber wieder besser – auch dank des Retro-Fashion-Trends. Und dank Personen wie Stephan Fluri, die dem Unternehmen den Weg in der Schweiz ebneten, wo Adidas nunmehr massiv ausbaut.
Über Jahre arbeiteten knapp drei Dutzend Personen für Adidas in Cham ZG. Letztes Jahr unterzeichnete das Unternehmen dann einen Vertrag über 1700 Quadratmeter Bürofläche im neuen Geschäfts- und Wohnhaus Square One in Luzern. Adidas will dort die bisherigen Schweizer Aktivitäten bündeln und neu auch das globale Handelsgeschäft von der Zentralschweiz aus steuern. Vorher war dieser Bereich in den Niederlanden angesiedelt. «Die ersten Mitarbeitenden sind bereits letztes Jahr umgezogen und haben den neuen Standort in Luzern Ende 2019 in Betrieb genommen», sagt eine Adidas-Sprecherin auf Anfrage. «Über 80 Kolleginnen und Kollegen arbeiten mittlerweile bereits in Root LU, insgesamt werden es dann bald über 100 Mitarbeitende in der neuen Niederlassung sein.» Einziger Wermutstropfen: Die Adidas-Leute arbeiten aktuell noch in einem Provisorium. Die neuen Büros im Square One sind im Innenausbau und noch nicht bezugsbereit.
Über Jahre arbeiteten knapp drei Dutzend Personen für Adidas in Cham ZG. Letztes Jahr unterzeichnete das Unternehmen dann einen Vertrag über 1700 Quadratmeter Bürofläche im neuen Geschäfts- und Wohnhaus Square One in Luzern. Adidas will dort die bisherigen Schweizer Aktivitäten bündeln und neu auch das globale Handelsgeschäft von der Zentralschweiz aus steuern. Vorher war dieser Bereich in den Niederlanden angesiedelt. «Die ersten Mitarbeitenden sind bereits letztes Jahr umgezogen und haben den neuen Standort in Luzern Ende 2019 in Betrieb genommen», sagt eine Adidas-Sprecherin auf Anfrage. «Über 80 Kolleginnen und Kollegen arbeiten mittlerweile bereits in Root LU, insgesamt werden es dann bald über 100 Mitarbeitende in der neuen Niederlassung sein.» Einziger Wermutstropfen: Die Adidas-Leute arbeiten aktuell noch in einem Provisorium. Die neuen Büros im Square One sind im Innenausbau und noch nicht bezugsbereit.