Der Chemiekonzern Clariant wird von der Schweizer Börse SIX mit 750'000 Franken gebüsst. Clariant hatte einige Tage vor der Bekanntgabe der geplanten Fusion mit Huntsman im Mai 2017 gegenüber dem Schweizer Fernsehen viele Informationen abgegeben.
Die SIX Exchange Regulation AG hatte nach einer Vorabklärung im 11. Januar 2018 eine Untersuchung gegen Clariant eingeleitet. Nach Abschluss des Untersuchungsverfahrens sei nun ein Sanktionsantrag mit einer Busse in der Höhe von 750'000 Franken gutgeheissen worden, teilte die SIX am Donnerstag mit. Da Clariant keine Rechtsmittel ergriffen habe, sei der Entscheid rechtskräftig.
SRF vorab informiert
Die Mitteilung von Clariant hinsichtlich der Fusion mit Huntsman erfolgte am 22. Mai 2017. Bereits am 19. Mai und während des laufenden Handels habe Clariant aber im Hinblick auf die Produktion eines Beitrags für die Sendung «Eco» dem Schweizer Fernsehen SRF «potentiell kursrelevante Informationen» weitergegeben, so die SIX.
Diese qualifizierte Weitergabe von Informationen, ohne gleichzeitige Information der übrigen Marktteilnehmer, sei fahrlässig, und der Verstoss gegen die Vorschriften zur Ad-hoc-Publizität wiege schwer, heisst es weiter.
Fusion abgeblasen
Das Verdikt der Börsenaufsicht wiegt doppelt schwer: Die Fusion von Huntsman und Clariant platzte wenige Monate nach Ausstrahlung des Beitrags. Es war doch nicht «der perfekte Deal zur richtigen Zeit», wie Hariolf Kottmann, damals Chef von Clariant, bei der Bekanntgabe des Zusammenschlusses noch verkündete.
Aus der geplanten schweizerisch-amerikanischen Ehe wurde nichts. Kottmann ist nunmehr Präsident von Clariant – statt eines fusionierten Chemie-Kolosses namens HuntmanClariant.
Treffen im Hotel Widder in Zürich
Als der SRF-Beitrag im Mai 2017 ausgestrahlt wurde, war der deutsche Manager noch zuversichtlich. Kottmann treffe die «Kollegen von Huntsman», verrät er im Auto dem SRF-Team. Um die Fusionsverträge zu finalisieren. Treffpunkt war das Zürcher Hotel Widder.
Das SRF filmte auch einen langen Handschlag mit Peter Huntsman. Er führte den texanischen Konzern seinerzeit in zweiter Generation. Kottmann und Huntsman begrüssten sich herzlich. Fast schon brüderlich. Sie gratulierten sich gegenseitig zum Abschluss des Deals. Aus dem Off ist eine Stimme zu hören: «Ob der Ton so herzlich bleibt? Fusionen scheitern oft.» (sda/ise)