In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, kurz vor seinem Sturz, veröffentlichte Noch-Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam (57) auf Instagram ein Foto, das ihn und Konzernleitungsmitglieder lachend und in aufgeräumter Stimmung zeigt. Es war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Thiam wollte damit wohl suggerieren, dass er breite Unterstützung geniesst. Das Bild, so berichtet die «NZZ am Sonntag», soll innerhalb der Grossbank «heftige Irritationen» ausgelöst haben. Alle um Thiam herum lachen – wie auf einem privaten Foto. Auch Thiam-Nachfolger Thomas Gottstein (55) ist unter den zwölf Fröhlichen.
Offenbar veröffentlichte Thiam das Bild ohne das Einverständnis der betreffenden Managern. Demnach fühlten sich einige vom mittlerweile Geschassten für einen PR-Coup missbraucht. Das Bild, so die Zeitung, besiegelte, was sich in den Tagen davor abgezeichnet hatte: Thiams Abgang.
Sprach sich Thiam mit ausländischen Aktionären ab?
Parallel dazu sollen ausländische CS-Aktionäre dem Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner mit der Absetzung gedroht haben, falls er Thiam stürze. Das Vorpreschen der amerikanischen und britischen Aktionäre beschleunigte offenbar den Chefwechsel. Im CS-Verwaltungsrat wurde vermutet, Thiam habe die Angriffe mit den Investoren abgesprochen.
Man handle nicht auf Zuruf, so der Verwaltungsrat. Dennoch verläuft die Trennung einvernehmlich. Thiam wird seine gesperrten Boni erhalten und soll am kommenden Donnerstag an der Medienkonferenz die Jahreszahlen von 2019 präsentieren.
Sein Abgang stand demnach seit Jahresbeginn fest. Dies nach weiteren Enthüllungen im Dezember, wonach neben dem ehemaligen CS-Spitzenbanker Iqbal Khan (43) auch CS-Personalchef Peter Goerke (56) überwacht und fotografiert worden war. (kes)