Sportlegenden wissen, wie man den Schweizer Skitourismus rettet
So schlagen wir die Ösis

Österreichische Gerichte auf Speisekarten und Schlagerlieder - in heimischen Skigebieten. Wo ist der Schweizer Charakter geblieben? Ehemalige Skiprofis erklären, wie wir wieder Nummer eins im Skitourismus werden können.
Publiziert: 10.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:45 Uhr
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«Wir dürfen die Österreicher nicht kopieren.» Bernhard Russi (66)
Foto: Remo Naegeli
Von Moritz Kaufmann

Längst trocknen uns die Österreicher nicht mehr nur im Skifahren ab. Auch punkto Tourismus hat uns unser Lieblingsfeind überholt. Das findet eine überwältigende Zahl von BLICK­Lesern. Gründe gibt es genug: Die Preise sind tiefer, die Bedienung trotzdem besser. Aber ist es denn wirklich so schlimm? Und wie können wir den verlorenen Boden wieder gutmachen?

BLICK fragte vier Experten, die es wirklich wissen müssen: Alle fuhren als Skiprofi gegen die Österreicher. Und seit dem Karriereende sind sie im Tourismus tätig.

«Wir dürfen die Österreicher nicht kopieren», mahnt Skilegende Bernhard Russi (66), «wenn ich in Österreich im Après-Ski bin, mag ich die Schlagerlieder. Aber in der Schweiz gehen sie mir auf die Nerven.» Russis grösster Triumph ist der Gewinn von Olympia-Gold in der Abfahrt 1972 in Sapporo. Der Ösi Heini Messner (75) wurde hinter Russi und Roland Collombin (63 ) nur Dritter. Heute sitzt Russi im Verwaltungsrat der Andermatt Swiss Alps AG des ägyptischen Unternehmers Samih Sawiris.

Russi rät den Schweizern, zum eigenen Charakter zu stehen. «Ich werde wahnsinnig, wenn ich auf einer Schweizer Speisekarte Salzburger Nockerl sehe.» Das sitzt!

Auch Max Julen (53) weiss, wie es geht. Der Riesenslalom-Olympiasieger von 1984 in Sarajevo ist heute Hotelier in Zermatt VS: «Man muss die Kunden recht behandeln und einheimisches Personal beschäftigen.» Letzteres sei aber schwierig. Auch bei ihm arbeiteten zwei Portugiesinnen. Julen fordert zudem, dass Schweiz Tourismus «mehr Geld für gescheite Werbung locker macht», damit die Schweiz sich besser verkaufen könne. Und zwar im In- und im Ausland.

Abfahrts-Ass und Hotelier Pirmin Zurbriggen (51) weist auf die starke staatliche Unterstützung in Österreich hin: «Dort steht der Staat absolut hinter dem Tourismus.»

Marie-Theres Nadig (60) wiederum ist sich sicher: «Auf die Freundlichkeit kommts an.» Nach dem Karriereende als Skifahrerin führte sie einen Sportladen. «Die Österreicher gehen mehr auf einen zu. Dafür ist die Freundlichkeit bei uns nachhaltiger.» Eben doch!

Alle vier sind sich in einem Punkt einig: So gut sind die Ösis auch wieder nicht. «Ich sehe in Österreich manchmal haarsträubende Dinge», sagt Russi. Wenn die Schweiz ihre Qualitäten konsequent ausspiele, dann würden wir wieder die Nummer eins.

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