Spitalapotheker schlägt Alarm
Medikamente werden immer knapper

Enea Martinelli, Spitalapotheker in Interlaken BE, warnt vor Lieferengpässen bei Medikamenten in der Schweiz. Darunter Schmerzmittel, ein Herzmedikamente oder ein Asthmamittel.
Publiziert: 17.07.2018 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:06 Uhr
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In der Schweiz sind derzeit 388 Medikamente Mangelware.
Foto: Keystone

Die Schweiz ist auf einer unrühmlichen Rekordjagd: Immer mehr Medikamente sind in Apotheken und Spitälern Mangelware. Regelmässig auf Twitter darauf aufmerksam macht Enea Martinelli (53), Leiter der Spitalapotheke Interlaken, wie Radio SRF berichtet. So schrieb Martinelli kürzlich: «Rekord um Rekord wird gebrochen.»

Martinelli führt akribisch Buch über die Lieferengpässe. Seine Liste umfasst aktuell 392 Medikamente, das kann sich aber täglich ändern. Im Moment sind etwa einige  Produkte mit dem Wirkstoff Ibuprofen, eine gebrauchsfertige Lösung für Aerosolgeräte des Asthmamittels Ventolin oder das Herzmedikament Aspirin Cardio nicht lieferbar. 

Manchmal kann Martinelli zwar Alternativen empfehlen, doch die haben Folgen: «Im schlimmsten Fall – und das ist nun eben der Fall – muss man auf einen anderen Wirkstoff ausweichen. Das heisst: Patienten neu einstellen», sagt Martinelli und erklärt weiter. «Das hat mehr Arztbesuche und höhere Kosten zur Folge – hat also einen riesigen Rattenschwanz an Konsequenzen.»

Wirbelsturm in Puerto Rico sorgt für Mangel 

Die Liste des Bundes, der Buch über wichtige Schmerzmittel, Antibiotika und Impfstoffe führt, ist kürzer. Ueli Haudenschild ist beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung zuständig. Er sagt: «Es ist problematisch, dass permanent wichtige Produkte fehlen. Aber es ist nicht so, dass das jetzt ein Peak wäre, sondern wir beobachten die Situation etwa seit zwei Jahren in diesem Umfang.»

Bei den Antibiotika fehlten einzelne Wirkstoffe – 20 Mal allein im vergangenen Jahr sei das vorgekommen, sagt Haudenschild. Die Wirkstoffe werden in wenigen Anlagen der Welt hergestellt. Wenn also wie vor zwei Jahren ein Wirbelsturm in Puerto Rico oder ein Brand in einer Fabrik in China die Produktion lahmlegt, dann spürt das die ganze Pharmabranche. (koh)

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