Revolut vor Wise, Yapeal und Neon. So lautet das klare Ergebnis des HZ-Wechselkurstests für Bankkarten. Diese in der Schweiz tätigen Neobanken haben die besten Wechselkurse für Einkäufe im europäischen Ausland. Gemessen am neutralen Devisen-Mittelkurs verlangen sie einen Aufschlag von bis zu 0,5 Prozent. Das ergab der Test der «Handelszeitung» von Anfang Juni.
Wie wenig das ist, zeigt der Vergleich mit den teuersten Banken im Test. Die gleiche Transaktion – ein Online-Einkauf im Wert von 10 Euro – wurde bei Swisscard (Cashback, Poinz), Cornèrcard und Viseca (Manor-Kreditkarte) mit einem Aufschlag von gut 4,0 Prozent abgerechnet. Wer mit diesen Karten in den Ferien 1000 Franken ausgibt, bezahlt dafür 35 bis 40 Franken mehr als bei den Neobanken.
Der Vergleich mit früheren Testergebnissen zeigt: Bei vielen Banken ändert sich wenig an der Tarifstruktur. Vor allem die Credit-Suisse-Tochter Swisscard und Cembra (Mit Certo im Test bei 3,9 Prozent) gehören regelmässig zu den teuersten Banken, wenn es um Wechselkurse geht.
Nach wie vor scheinen sich viele Kundinnen und Kunden nicht bewusst zu sein, wie teuer Ausland-Einkäufe sein können. Oder sie haben dafür eine Zweitkarte. Für die Banken sind Einkäufe im Ausland ein gutes Geschäft. 2020 stammten von den 500 Millionen Franken Jahresumsatz der Kartengesellschaft Viseca rund 40 Millionen aus den Fremdwährungskommissionen (seither publiziert das Unternehmen keinen Geschäftsbericht mehr).
Die ausgewiesene Gebühr sagt nur die halbe Wahrheit
Eines zeigt der Test auch: Mit den von den Banken ausgewiesenen Fremdwährungszuschlägen haben die wahren Kosten meist wenig zu tun. Cashback von Swisscard verrechnet laut Abrechnung der Bank einen Zuschlag von 2,5 Prozent, die Karte von Cornèrcard hingegen nur 1,2 Prozent. Am Ende landen beide bei 4 Prozent effektiven Kosten. Cornèrcard legt der Abrechnung schlicht einen schlechteren Wechselkurs zugrunde.
Vorsicht auch vor vorschnellen Schlüssen: Manche Banken zeigen in ihren Apps zunächst einen provisorischen Wechselkurs oder Frankenbetrag an. Dieser kann sich mit der definitiven Abrechnung nach ein, zwei Tagen noch ändern. Und meistens wird es dann etwas teurer. Ebenfalls unschön: Bei Zak von Cler zeigt die Kartenapp Viseca One einen anderen Wechselkurs an als der Kontoauszug.
Etwas Bewegung scheint es indes zu geben. So wurden etwa die Wechselkurse der Cumulus-Kreditkarte aus dem Hause Migros besser, seit die Karte von der Migros Bank ausgegeben wird und nicht mehr von Cembra. Mit effektiven Kosten von 2,5 Prozent bewegt sich die Karte nun im Mittelfeld.
Auch die Debitkarte von CSX gehört mit 2,5 Prozent zu den günstigeren Angeboten im Kreis traditioneller Banken. Noch etwas darunter landet gar das Digitalkonto Zak der Bank Cler. Die neue Digitalbank Radicant verrechnete 1,8 Prozent.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Handelszeitung» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.handelszeitung.ch.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Handelszeitung» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.handelszeitung.ch.
Was der Test auch zeigt: Die gleiche Bank verrechnet oft unterschiedliche Gebühren, je nach Art der Karte: Kreditkarte oder Debitkarte. So kostete der Einkauf bei der Postfinance 3,4 Prozent mit der Kreditkarte, jedoch nur 2,2 Prozent mit der Debitkarte. Weil die Postfinance Card nun auch das Label von Mastercard trägt, konnte sie erstmals beim Test berücksichtigt werden.
Nichts für Kleinbeträge: Debitkarten mit fixer Buchungsgebühr
Sehr teuer wurde der Testeinkauf mit den Debitkarten von Migros Bank (17,1 Prozent Aufschlag) und Raiffeisen (17,9 Prozent). Das liegt jedoch nicht an den Wechselkursen, sondern an der – auch von anderen Banken praktizierten – Unsitte von einer Gebühr pro Transaktion im Ausland.
Beide Banken verrechnen nämlich 1.50 Franken pro Einkauf, unabhängig vom Volumen. Diese Karten eignen sich damit nicht für das Bezahlen von Kleinbeträgen im Ausland. Dass es auch anders geht, zeigen die Beispiele von Credit Suisse, Postfinance und fast allen Neobanken: Auch ihre Karten laufen als Debitkarten. Allerdings ohne diese Gebühren.
Tipps und Tricks für die Ferien
Welche Karten eignen sich für Bargeldbezüge?
In der Regel sind Debitkarten besser für Bezüge an Geldautomaten geeignet, da viele Banken eine tiefere Grundgebühr pro Bezug verrechnen. Das macht vor allem in Ländern, wo nur kleine Beträge bezogen werden können, einen grossen Unterschied. Das gilt jedoch nicht für alle Banken: Revolut oder Neon (im Ausland) etwa verrechnen grundsätzlich nur prozentuale Gebühren. Solche Karten eigenen sich am besten für Bargeldbezüge.
Im Ausland in Franken oder Lokalwährung bezahlen?
Bezahlen Sie immer in Lokalwährung. Tests haben immer wieder gezeigt, dass die Wechselkurse der Kartenherausgeber besser sind als die der Firmen, die vor Ort die Abrechnung vornehmen (Stichwort: Dynamic Currency Conversion DCC). Das gilt erst recht, wenn Sie eine Karte jener Banken haben, die mit sehr guten Kursen auffallen. Vor allem aber spricht ein Grund für die Abrechnung in Lokalwährung: Einige Banken verlangen für Franken-Beträge im Ausland eine Auslandgebühr. Diese addiert sich dann zu den eigentlichen Kursaufschlägen.
Sind alle Geldautomaten gleich?
Nein. Teilweise verrechnen Bancomat-Betreiber zusätzliche Gebühren für Bargeldbezüge. Diese werden immer am Geldautomaten ausgewiesen und addieren sich zu den Kosten, die von Ihrer Bank verrechnet werden. Vorsichtig sollten Sie bei Geldautomaten sein, die nicht von einer Bank betrieben werden. Sollten Sie bemerken, dass in einem Land solche zusätzlichen Bancomat-Gebühren üblich sind, lohnt es sich, kurz einen Test an mehreren Automaten zu machen. Am günstigsten ist es aber meistens, direkt mit der Karte zu bezahlen.
Wann wird es richtig teuer?
Vorsicht bei exotischen Währungen – also eigentlich bei fast allen Währungen ausser Euro, US-Dollar und britischem Pfund. Hier können die Wechselkursaufschläge auch mal zweistellig werden, wie regelmässige Auswertungen der «Handelszeitung» zeigen. Auch die Neobanken verrechnen dann meist einen etwas teureren Wechselkurs, aber bei weitem nicht im gleichen Umfang.
Lohnen sich die «teuren» Karten wegen des Cashbacks?
Ein Teil der Banken vergütet ihren Kundinnen und Kunden einen Umsatzbonus. In Form von Punkten oder Frankengutschriften. Das kann aufs Jahr gerechnet viel Geld ausmachen und vor allem dann relevant sein, wenn die Karte im Inland eingesetzt wird. Allerdings bewegen sich diese Gutschriften meist im Bereich von 0,5 bis 1 Prozent des Umsatzes und damit weit unterhalb der Fremdwährungszuschläge dieser Banken.
Am besten schon zu Hause Bargeld wechseln?
Machen Sie das nur, wenn der Betreiber der Wechselstube ihr Freund ist und Sie ihm entweder einen Gefallen tun wollen oder er Ihnen. Bei Euro dürften die Unterschiede nicht allzu gross sein. Exotischere Fremdwährungen sollten Sie aber unbedingt vor Ort am Geldautomaten beziehen. Die von den Schweizer Banken verrechneten Noten-Wechselkurse sind deutlich teurer. Achtung: In einigen Ländern wie etwa Dänemark ist Bargeld inzwischen derart unpopulär, dass Sie ihre Noten unter Umständen gar nicht loswerden. Dort gilt: Card is king.
Und was ist der beste Tipp überhaupt?
Besorgen Sie sich eine zweite Karte. Sie wollen den Flug mit der Swiss mit ihrer UBS-Karte bezahlen, weil sie da einen Bonus und eine (meist nicht genutzte) Reiseversicherung erhalten? Gut. Aber was hält Sie davon ab, für die Ausgaben im Ausland ein Konto bei Revolut, Neon, Yapeal oder Yuh zu eröffnen? Gar nichts. Aufs Jahr gerechnet sparen Sie so jedoch schnell mal mehrere hundert Franken, wenn Sie regelmässig im Ausland bezahlen. Die Konten dieser Banken sind in der Regel frei von Kontoführungsgebühren.