Für den Flug von 8172 Kilometer über den Pazifik sind sechs Tage und fünf Nächte - rund 130 Stunden - eingeplant. So weit ist noch kein Solarflugzeug an einem Stück geflogen. Die vorherigen Etappen der Reise hatten nie länger als 20 Stunden gedauert.
Das Flugzeug mit den riesigen Flügeln und einem nur 3,8 Kubikmeter kleinen Cockpit wird ausschliesslich von Sonnenenergie angetrieben. In China musste Borschberg fast sechs Wochen auf gutes Wetter für den Flug nach Hawaii warten. Die Strecke über den Pazifik gilt wegen der Länge und den Wetterbedingungen als besonders schwierig.
Dem Piloten gehe es gut, hiess am Sonntag im Kurznachrichtendienst Twitter. Etwa 18 Stunden nach seinem Start hatte Borschberg mit seinem Flugzeug 1650 Kilometer geschafft und befand sich über dem Meer nördlich von Hiroshima (Japan). Zeitweise musste «Solar Impulse 2» aufgrund vieler Wolken sogar zurück fliegen.
Der Luftfahrtpionier Bertrand Piccard erklärte gegenüber der «Tagesschau» von SRF vom Sonntagabend, leider seien die Wetterbedingungen für den Pazifik-Überflug nicht mehr so gut wie am Vortag. Die Meteorologen in seinem Team suchten intensiv nach einer Möglichkeit, das schlechte Wetter zu überfliegen.
«Ich werde jeden Tag höher steigen», berichtete Borschberg der Nachrichtenagentur dpa vor seinem Abflug. Mit Yogatechniken und Gymnastik im Liegen hält sich der 62-Jährige in dem Cockpit fit und wach: Er kann maximal 20 Minuten am Stück schlafen. An Bord des leichten Experimentalfliegers gibt es sogar eine Toilette.
Borschberg und Piccard wollen mit dem Projekt die Möglichkeiten der umweltfreundlichen Solarkraft aufzeigen. Auf den zwölf Etappen ihrer Weltreise wechseln sich die Schweizer Piloten im Cockpit ab. Die nächste Etappe von Hawaii an die amerikanische Westküste soll dann Piccard übernehmen.
Das Projekt war mehr als zwölf Jahre geplant worden. Der Flug begann am 9. März in den Vereinigten Arabischen Emiraten und führte mit Zwischenstopps in Oman, Indien und Myanmar nach China. Die Maschine soll zum Ende hin auch den Atlantik in vier Tagen überqueren. Insgesamt soll das Flugzeug 35'000 Kilometer zurücklegen.
Angetrieben wird das einsitzige Karbonfaser-Flugzeug von vier Elektromotoren. Mehr als 17'000 Solarzellen zapfen der Sonne die erforderliche Energie ab. Die Zellen sitzen auf den Flügeln mit einer Spannweite von 72 Metern - das ist mehr als bei einem Jumbojet. Gespeichert wird die Solarenergie in Lithium-Batterien.
Auf einen eventuellen Notfall bei der Pazifik-Überquerung hatte sich Borschberg intensiv vorbereitet: «Wenn alles schief läuft, kann ich immer noch mit dem Fallschirm, einem Rettungsboot und Versorgungsgütern abspringen», hatte er kürzlich in einem Interview der dpa berichtet.
Weiter sagte Borschberg: «Mein Partner Bertrand Piccard und ich haben mit der deutschen Marine geübt, wie man mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug springt, mit der Situation umgeht und überlebt. Aber hoffentlich muss ich nicht auf dieses Training zurückgreifen.»