«Solar Impulse 2» zeige, wie unzuverlässig die Nutzung von Sonnenenergie sei, kritisiert Simon Aegerter, promovierter Physiker, Privatpilot und Unternehmer aus Wollerau SZ, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Er verfolgte das Projekt von Beginn weg. Bei der ersten Präsentation sei er begeistert gewesen, erinnert er sich.
Mit den Jahren hätten sich bei ihm aber die Zweifel am Nutzen des Projekts gemehrt. Piccard und sein Team hätten zwar ein «Wunderwerk der Technik» auf die Beine gestellt. «Aber den Weg in die Zukunft weist es weder bei der Fliegerei noch bei der Energieversorgung. Es zeigt vielmehr die Grenzen der Fotovoltaik.»
Denn je grösser ein Flugzeug sei, desto schwerer werde es und desto mehr PS brauche der Antrieb, gibt Aegerter zu bedenken. «Da die Kraft der Sonne nicht stärker gemacht werden kann, braucht es für mehr Leistung eine grössere Fläche an Solarpanels. Diese machen das Flugzeug wiederum schwerer. Das beisst sich.»
Die Wirtschaft brauche Energiequellen, die in grossen Mengen, zuverlässig und zu vernünftigen Preisen verfügbar seien, sagte Aegerter. «Solarenergie ist aber tageszeit-, jahreszeit- und wetterabhängig.» Die neunmonatige Zwangspause auf Hawaii habe die Schwachstelle der Fotovoltaik gezeigt: die Batterien.
David Stickelberger, Geschäftsführer des Branchenverbandes Swissolar, nennt Piccard «einen wunderbaren Solarbotschafter». Sein Flug um die Erde sei ein wichtiges Signal an die Energiepolitik in der Schweiz und weltweit, die Zukunft anzupacken, sagte er der sda auf Anfrage.
«Das ist nötig, um die CO2-Emissionen gemäss Klimaabkommen senken zu können.» Piccard habe es mit seinem verrückten Vorhaben geschafft, «nicht nur die Köpfe für die Sonnenenergie zu gewinnen, sondern auch die Herzen», sagt Stickelberger.
Symbolträchtige Handlungen wie Piccards Flug seien wichtig, um zu zeigen, dass man «nicht lange studieren, sondern vorwärts machen» sollte. Auch könnten solche Handlungen den Widerstand jener brechen, die bei einer Umstellung auf Sonnenenergie auf der Verliererseite stünden.
In Aegerters Augen liefert das Projekt «möglicherweise weitere Impulse für die Leichtbautechnik». Das zweite grosse Verdienst sei die menschliche Leistung der beiden Piloten, die bis zu 100 Stunden am Stück alleine in der Luft gewesen seien.
Einen eigentlichen Solarenergie-Boom hat Piccards Flug laut Stickelberger zwar nicht ausgelöst. «Aber auf die Nachfrage nach Fotovoltaik hat er sich schon ausgewirkt», sagt er. Stickelberger hofft, dass der Erdumflieger zu einer weltweiten Energiewende beitragen kann.