Eine Berechnung des Preisüberwachers zeigt: Wir zahlen pro Jahr bis zu 300 Millionen Franken zu viel! Schuld ist die Berechnungsmethode für den Zinssatz WACC, deutsch: gewichteter durchschnittlicher Kapitalkostensatz. Damit bestimmen die Stromversorger den Betrag, den sie von den Endkunden für Investitionen in ihr Netz verlangen können. Derzeit liegt der Satz bei 4,7 Prozent.
Der neue WACC gilt seit zwei Jahren – und ist höchst umstritten. Umso mehr, weil heute die Zinsen überall auf einem historisch tiefen Niveau liegen. Von den 4,7 Prozent können andere Branchen nur träumen.
Dazu kommt, dass gerade die exportierenden Unternehmen nicht noch mit hohen Stromrechnungen belastet werden sollten. Sie kämpfen schon genug mit der Währungssituation: «Für Industrie und Gewerbe, die unter dem starken Franken leiden, wäre ein tieferer WACC eine willkommene Entlastung», erklärt Simon Pfister, Energieexperte bei der Preisüberwachung.
Hinter dem unrealistisch hohen Zinssatz steht der Bundesrat. Marktbeobachter sehen ihn als Resultat eines Kuhhandels: Energieministerin Doris Leuthard wolle damit die Stromkonzerne für die Energiewende gewinnen und entschädigen.
Das sieht man beim Verband der Stromunternehmen (VSE) erwartungsgemäss nicht so: «Die Anreize zum Investieren müssen gross sein. Wenn die Netzbetreiber diese Anreize nicht erhalten, wird beim Stromnetz nur das Nötigste erneuert.»
Wird das Geld tatsächlich nur ins Netz investiert? «Es ist zu befürchten, dass ein guter Teil der Zusatzeinnahmen in Form höherer Gewinne an die Eigentümer der Stromnetze – das heisst vorwiegend Kantone und Gemeinden – ausbezahlt statt investiert wird», vermutet man im Büro des Preisüberwachers.
Letztlich also eine versteckte Steuer! Die Netzkosten machen knapp die Hälfte der Stromrechnung aus, also rund 450 Franken pro Jahr in einem Durchschnittshaushalt.
Laut Energieexperte Pfister würde ein einigermassen fairer WACC bei rund 3 Prozent liegen. Ein derart starker Rückgang bleibt wohl Wunschdenken. Aber immerhin schreibt das Bundesamt für Energie auf Anfrage: «Wir überprüfen derzeit zusammen mit einem externen Gutachter, ob die WACC-Grundlagen für die Berechnung der Tarife 2017 revidiert werden sollen.»