«Schon wieder!», haben im letzten Herbst viele Schweizerinnen und Schweizer gerufen. Denn auch auf 2018 stiegen die Krankenkassenprämien wieder an. Am härtesten trifft es die Waadtländer. Sie müssen im Schnitt 6,5 Prozent mehr zahlen, so die Statistik des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Über die ganze Schweiz gesehen werden dieses Jahr vier Prozent höhere Prämien fällig als noch 2017.
Nun knöpft sich Avenir Suisse das Schweizer Gesundheitssystem in einer neuen Publikation vor. Denn nicht nur die Prämien, sondern auch weitere Kosten des Gesundheitssystems steigen. Diese fallen über Steuern und direkte Kosten auf die Bürger zurück.
Patienten soll auf Zückerchen anspringen
Der Lösungsansatz von Avenir Suisse setzt auf die Mithilfe von Patienten. Ein Geld-Bonus soll sie in günstige Spitäler locken. Wie soll das funktionieren? Braucht ein Patient eine Operation, wendet er sich an seine Krankenkasse. Diese liefert ihm eine Übersicht mit den möglichen Spitälern und ihren Kosten. Bedingung: Die Kliniken müssen die gleiche Qualität bieten.
Wenn der Patient also den Arzt am Spital Salem in Bern an sein krankes Körperteil heranlässt und nicht auf dem Unispital Zürich beharrt, fallen die Kosten tiefer aus. Je nach Spital unterscheiden sich die Kosten für die gleiche Behandlung um Tausende Franken – gemäss der Studie ist eben das Unispital in Zürich bei gewissen Strahlentherapien teurer als das Spital Salem in Bern.
Wer profitiert? Nach dem Modell von Avenir Suisse auch die Patienten. Was die Krankenkasse spart, soll sie nämlich mit dem Kranken teilen. Wie genau, will die Denkfabrik den Kassen überlassen – auch hier gäbe es Potenzial für mehr Wettbewerb.
Bisher werden Patienten nur bestraft
Der Vorschlag sorgt aus Sicht der Patienten auch für Gerechtigkeit. Wer sich ohne Zusatzversicherung heute jenseits der Kantonsgrenze behandeln lässt, muss mögliche Mehrkosten tragen. Lässt sich eine Behandlung ausserhalb des Wohnkantons aber günstiger durchführen, geht der Patient leer aus.
Das Bonus-System lohne sich nur bei teuren Behandlungen, erklären die Experten von Avenir Suisse in der Studie. Bei günstigen Operationen sei der Aufwand zu gross. Doch auch dafür gäbe es eine Lösung: Wenn Prämienzahler sich bereit erklären, ihre Spital-Auswahl im Voraus einzuschränken, sollen sie auch dann profitieren können.
Spielverderber Kantone?
Die Liste der Profiteure geht weiter. Auch für die Kantone sinkt die Belastung, denn sie tragen ebenfalls ihren Teil der Behandlungskosten. Dennoch könnten gerade die Kantone wenig Interesse am vorgeschlagenen Modell haben. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten, so Avenir Suisse, dass Kantone ihre eigenen Spitäler gegenüber kantonsfremden zu schützen versuchten.
So verlockend die Idee, so weit weg ist der Bonus noch für die Patienten: Für die Umsetzung müsste das Gesetz geändert werden – das dauert.