So schwach wie zuletzt im März 2010
Gold glänzt nicht mehr – zum Glück

In Zeiten der Krise war man mit Gold schon immer im sicheren Hafen. Doch die Nachfrage ist gar nicht mal so gross, wie man denken müsste.
Publiziert: 20.07.2015 um 19:43 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:32 Uhr
Von Philipp Albrecht

Wir leben in unsicheren Zeiten. Viele Länder sind hoch verschuldet, die Arbeitslosigkeit steigt und die Konjunktur schwächelt. Wenn Anleger um ihre Investitionen bangen, ist Gold in der Regel ein sicherer Wert. Eigentlich sollte der Goldpreis Spitzenwerte erreichen.

Das Gegenteil ist der Fall. Gestern fiel der Wert des Edelmetalls kurzfristig gar auf 1088 Dollar pro Feinunze (28,3 Gramm). So schwach war Gold zuletzt im März 2010.

Steht die Weltwirtschaft etwa vor einer neuen Blüte? Schön wärs! Wie so oft, wenn die Märkte ausschlagen, spielen mehrere Faktoren mit. Aktuell finden wir die USA, China und Griechenland in den Hauptrollen.

In Amerika ist es die Erwartung eines Mini-Aufschwungs. Die neusten Zahlen des US-Arbeitsmarktes versprechen bessere Zeiten. Investoren rechnen damit, dass die Zentralbank noch dieses Jahr den historisch tiefen Leitzins anhebt. Das würde den US-Dollar stärken. Aber: «Ein starker Dollar ist langfristig negativ für den Goldpreis», erklärt Michael Varga, Rohstoffexperte im Fondsmanagement der Zürcher Kantonalbank. Das hat auch damit zu tun, dass Gold in Dollar gehandelt wird.

Auch die chinesische Zentralbank beeinflusst den Goldpreis. Zum ersten Mal seit sechs Jahren hat sie gestern der Welt verraten, wie viel Gold sie im Tresor hat: 1658 Tonnen.

Analysten und Investoren hatten mit viel mehr gerechnet. Das heisst: Es ist mehr Gold auf dem Markt als erwartet. Dadurch nimmt die Nachfrage wieder ab.

«Die Gold-Story ist unter anderem auch eine China-Story», weiss Varga. Denn auch die Massen an chinesischen Konsumenten beeinflussen den Preis. Weil sie viel weniger Schmuck kaufen als in den letzten Jahren, bricht die Gold-Nachfrage jetzt um 33 Prozent ein. Der Grund: Wer in China dieser Tage mit zu viel Klunkern unterwegs ist, gerät automatisch unter Korruptionsverdacht.

Und dann ist da noch Griechenland. Vieles deutet darauf hin, dass das Land in der Eurozone verbleiben wird. Diese vermeintliche Sicherheit drückt den Goldpreis ebenfalls nach unten.

Es sieht so aus, als ob die Talsohle erreicht ist. Jetzt in Gold zu investieren ist keine schlechte Idee. Varga empfiehlt Kleinanlegern aber einen langen Atem: «Beim Gold muss man immer langfristig denken.»

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