So lief der ZKB-Sulzer-Krimi
Auf der A1 rückte der Börsen-Chef mit der Wahrheit raus

Publiziert: 27.04.2007 um 22:25 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:26 Uhr
Von Yves Carpy
ZÜRICH – Grossreinemachen nach dem Sulzer-Debakel à la Zürcher Kantonalbank (ZKB): CEO Hans Vögeli (59) bleibt auf seinem Sessel sitzen. Börsen-Chef Hans Fischer (61) aber fliegt.

Das kam so: Gemeinsam reisten die beiden am 8.Januar nach Winterthur zu ihrem langjährigen Firmenkunden Sulzer. Dessen CEO Ulf Berg wollte beruhigt werden. Seit einigen Wochen vollzog die Sulzer-Aktie an der Börse Bocksprünge. Doch gab sich kein Käufer zu erkennen. Hartnäckig hielten sich Gerüchte, die österreichischen Financiers Ronny Pecik und Georg Stumpf wollten auch noch Sulzer kapern.

Berg fürchtete, seine Hausbank könnte ihm in den Rücken fallen – berechtigterweise, wie sich dann letztes Wochenende herausstellte. Der Verdacht des Sulzer-Chefs kam damals daher, weil die Staatsbank das ausländische Investorenduo dabei unterstützt hatte, die Industriefirmen Oerlikon und Saurer zu überrennen.

Doch die ZKB-Mannen beruhigten den Grosskunden in Winterthur. Vögeli versprach «Zurückhaltung», sollte ein Übernahmepoker laufen. Erst auf der Rückfahrt weihte der Börsen-Chef seinen Vorgesetzten offenbar in die unangenehme Wahrheit ein: Die Staatsbank sass sehr wohl bereits wieder bei den österreichischen Aggressoren mit im Boot. Sein Händler-Team habe den Österreichern bereits im November 2006 eine Serie von drei Optionen auf Sulzer-Aktien verkauft.

Zurück am Hauptsitz an der Zürcher Bahnhofstrasse rief Vögeli in der Sulzer-Zentrale an, rückte aber nicht mit der ganzen Wahrheit heraus. Er bestätigte dem Sulzer-Chef nur, dass sich tatsächlich Böses zusammenbraue. Liess die Beteiligung der ZKB unerwähnt.

Der Dolchstoss erfolgte vor Wochenfrist: Die ausländischen Investoren meldeten im Verbund mit dem russischen Milliardär Viktor Vekselberg, auf einen Schlag fast einen Drittel an Sulzer zu besitzen.

Ein Aktien-Paket kam von der ZKB. Berg war empört über seine Hausbank und prangerte sie öffentlich an, sich mit zweifelhaften Börsentransaktionen bei ausländischen Investoren als Steigbügelhalterin anzudienen.

Die Reputation der Staatsbank ist ein Scherbenhaufen. Gestern kam der Bankrat zusammen, um diesen wieder zu kitten. Und gab Börsen-Chef Fischer den Schuh. Doch ist er wirklich der Richtige? Vögeli war Mitwisser. Und der Bankrat ist genauso düpiert worden wie die Sulzer-Führung.

«Vögeli hatte schon letzten Herbst die Direktive herausgegeben: ‹Sulzer wird nicht angerührt›», heisst es bei der Bank. «Seine Direktive wurde missachtet.»

Doch entschuldigt hat sich Hans Vögeli bei CEO Ulf Berg noch nicht.

Der Trick mit den Aktien-Optionen
ZÜRICH – Die Investoren rund um den Österreicher Financier Ronny Pecik reissen sich Schweizer Traditionsfirmen mit einer neuartigen Taktik unter den Nagel: Anstatt Aktien dieser Firmen kaufen sie Optionen. Das sind Anrechte auf Aktien. Sie nutzen aus, dass Optionen weniger streng gemeldet werden müssen. So schlichen sie sich bei Oerlikon, Saurer, Ascom und jetzt bei Sulzer fast unbemerkt an. Denn Optionen bewirken nur schwächere Kursausschläge an der Börse und bleiben je nach vertraglicher Ausgestaltung zwischen Investor und Bank für andere unsichtbar. Erst, wenn die Optionen gegen Aktien eingelöst werden, wird der Deal an der Börse sichtbar.
ZÜRICH – Die Investoren rund um den Österreicher Financier Ronny Pecik reissen sich Schweizer Traditionsfirmen mit einer neuartigen Taktik unter den Nagel: Anstatt Aktien dieser Firmen kaufen sie Optionen. Das sind Anrechte auf Aktien. Sie nutzen aus, dass Optionen weniger streng gemeldet werden müssen. So schlichen sie sich bei Oerlikon, Saurer, Ascom und jetzt bei Sulzer fast unbemerkt an. Denn Optionen bewirken nur schwächere Kursausschläge an der Börse und bleiben je nach vertraglicher Ausgestaltung zwischen Investor und Bank für andere unsichtbar. Erst, wenn die Optionen gegen Aktien eingelöst werden, wird der Deal an der Börse sichtbar.
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