Nach jedem Skandal der Credit Suisse folgen Untersuchungsberichte, die alle dasselbe sagen – so auch das Papier über die Milliardenverluste mit dem US-Hedgefonds Archegos: Die jüngste Folge handelt vom «fundamentalen Versagen von Management und Kontrollinstanzen». Die CS-Banker seien «katastrophale Risiken» eingegangen.
Auch dieses Mal bleibt die Teppichetage unbehelligt – obwohl der Bericht das zentrale Übel benennt: eine Risikokultur, die ausser Rand und Band geraten ist. Und wer dafür die Verantwortung trägt, ist eigentlich allen klar: Es sind die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat.
CEO Thomas Gottstein sagt, er habe gar nicht gewusst, dass Archegos existiere. Das Problem sei «menschliches Versagen». Damit meint er nicht sich selbst. Der neue Präsident António Horta-Osório fordert: «Jeder Banker muss im Herzen ein Risikomanager sein!»
Keiner sollte demnach Deals eingehen, die stinken. Das tun sie in diesem Geschäft meistens dann, wenn besonders grosse Gewinne locken. Und hier kommt das Problem: Je mehr die Banker gewinnen, desto grössere Boni kassieren sie.
Wer die überhitzte Risikokultur beruhigen will, muss also die Vergütungen reduzieren. «Wir werden dieses Jahr nicht so hohe Boni zahlen», liess Gottstein denn auch gerade verlauten.
Darum droht nun ein personeller Aderlass: Eine Reihe bonigetriebener Manager hat die CS bereits verlassen, andere sind auf dem Sprung. Und wie reagiert die Bank? Sie erhöht umgehend die Vergütungen der wechselhungrigen Angestellten – und zwar massiv.
Der Teufelskreis schliesst sich: Noch mehr Boni für die Banker. Noch mehr Risiko. Noch mehr Skandale.
«Es ist kein CS-spezifisches Problem», sagt CEO Gottstein. In diesem Punkt hat er recht.