So geht die Umschulung mit 50
Swissmem-Präsident Hess fordert Lehre für Erwachsene

Obwohl die Maschinen-, Elektro und Metallindustrie wieder brummt, verschwinden immer mehr einfache Jobs. Umschulungen werden nötig. Swissmem-Präsident Hans Hess will deshalb eine Lehre für gestandene Berufsleute lancieren.
Publiziert: 29.08.2017 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:10 Uhr
Swissmem-Präsident Hans Hess will in einem halben Jahr ein Modell für eine Erwachsenen-Lehre vorstellen.
Foto: Philippe Rossier
Bastian Heiniger

Die Schweizer Industrie kommt wieder in Fahrt: Steigende Umsätze, mehr Exporte, höhere Auslastung. «Erstmals seit Jahren stehen fast sämtliche Ampeln wieder auf Grün», sagt Swissmem-Präsident Hans Hess (62) an der gestrigen Halbjahres-Präsentation.

Unternehmen der Maschinen-, Elektro und Metallindustrie (MEM-Industrie) profitieren vom weltweiten wirtschaftlichen Aufschwung. Doch Finanzkrise und Frankenschock haben tiefe Wunden hinterlassen. Hess spricht von 30'000 Stellen, die seit 2008 allein in der MEM-Industrie mit ihren 320’000 Angestellten verloren gingen. Davon waren vor allem unqualifizierte Arbeitskräfte betroffen. 

So können auch 50-Jährige die Lehre finanzieren

Deren Jobs wurden automatisiert oder ins Ausland verlagert. Eine Entwicklung, die anhalten dürfte. Denn die Digitalisierung schreitet in vielen Unternehmen voran, gewisse Berufe verschwinden. Hess fordert deshalb eine Lehre für Erwachsene: «Auch im Alter von 40 bis 50 muss man einfach und rasch eine Umschulung mit Abschluss machen können – ohne dabei bei null beginnen zu müssen.»

Seit einem halben Jahr arbeite Swissmem intensiv an einem solchen Modell, das auf dem dualen Bildungssystem fusst, sagt Hess im Gespräch mit BLICK. Statt dass jemand seinen alten Job verlässt und eine Lehre startet, soll der Übergang fliessend erfolgen.

Hess nennt folgendes Beispiel: Ein Lokführer etwa, der sich zum Data-Analysten umschult, könnte die ersten zwei Wochentage für die SBB arbeiten, dann einen Tag die Schule besuchen und schliesslich zwei Tage im neuen Unternehmen den Beruf als Data-Analyst ausüben. Dort bekäme er zwar höchstens einen Lehrlingslohn, würde aber zumindest an zwei Tagen voll verdienen. 

Ende Jahr soll ein Modell stehen

Am meisten Kopfzerbrechen bereitet Hess noch die Finanzierung. «Wir müssen eine Lösung finden, die für Unternehmen, Staat und Arbeitnehmer attraktiv ist.» So stellt er sich etwa eine Steuererleichterung für teilnehmende Unternehmen vor. Und Gelder, die ins Sozialsystem fliessen, wenn gewisse Jobs verschwinden, könnte man via eines Weiterbildungsfonds in die Umschulung investieren. Hess will bis Ende Jahr ein ausgeklügeltes Modell für die Erwachsenen-Lehre präsentieren. 

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