Der gelbe Riese streicht sein Poststellennetz zusammen. Nichts scheint den Umbau aufzuhalten – weder Empörung, Proteste noch Petitionen. Bis 2020 will die Post ihre Kosten um 280 Millionen Franken senken. Nur noch 800 bis 900 Postfilialen gibt es dann – heute sind es 1312. Das sorgt bei der Bevölkerung schweizweit für Verunsicherung.
Die Post geht fremd: Statt einer Filiale mit Schalter, Personal und Pöstler, steht heute vielerorts nur noch ein gelber Kasten mit Computer und Briefwaage im Dorfladen. Willkommen bei der Selbstbedienungspost! Bis zu 500 solcher Agenturen sollen in den nächsten Jahren entstehen.
Doch wie erleben die Kunden den Umbau? BLICK hat zahlreiche Postagenturen besucht. Vor dem Volg mit Postagentur in Waltenschwil AG steht Therese Stein. «Ich vermisse den Service am Postschalter», klagt die 65-Jährige. «Den Computer für die Briefe kann ich nicht alleine bedienen. Wenn ich etwas will, muss ich immer die Verkäuferin holen.» Doch die müsse ja auch die Kasse bedienen. Das sehen auch andere Kunden so.
Eine ganze Stunde lang betritt oder verlässt niemand den Volg-Laden mit Briefen oder einem Päckli in der Hand. Wie Stein gehen die Dorfbewohner für Postgeschäfte offenbar lieber ins benachbarte Wohlen AG, wo es noch eine Post gibt.
Dank Postagentur kommen mehr Kunden
Reges Treiben herrscht dagegen im Zürcher Kreis 5. Zwischen Hochhäusern, an einer viel befahrenen Strasse, befindet sich der Quartierladen Läbis 5. Inhaber Petros Nanopoulos (67) verkauft nicht mehr nur Brot, Fetakäse, Gemüse und Früchte, sondern nimmt auch Päckli und Briefe entgegen.
Er dürfe eigentlich über seine Postagentur nicht sprechen, sagt er. Trotz Maulkorb vom gelben Riesen tut er es aber doch: «Für mich lohnt sich die Agentur», sagt Nanopoulos. «Kunden, die wegen der Post kommen, kaufen meistens auch etwas ein.» Zahlen rückt er jedoch nicht heraus. Ständig strömen aber Leute mit gelben Zetteln oder Pakete zur Postecke mitten im Laden. Ein weiteres Plus für Nanopoulos: «Meine Lehrlinge profitieren enorm, weil sie von der Post eine Schulung erhalten.»
Kann ein Verkäufer auch ein guter Postangestellter sein? Im 70 Kilometer entfernten Mitlödi, das zur Gemeinde Glarus Süd gehört, wartet BLICK vor dem Volg auf Kunden der Postagentur. Aus Regen wird Schnee, die Kundschaft aber bleibt aus. Auch Roland Flori (52) will kein Postgeschäft erledigen. In seiner Heimatgemeinde Gontenschwil AG habe er schon schlechte Erfahrungen gemacht, sagt er. «Ich habe im Volg eine Expresssendung aufgegeben. Am nächsten Tag rief mein Kunde an, dass nichts angekommen sei.» Im Laden erfuhr Flori dann, dass das Päckli an der Kasse liegen geblieben ist.
«Ich will mir nichts aufzwingen lassen»
Auch im zehn Kilometer entfernten Hätzingen GL ist tote Hose. Annelise Schuler (60) vermisst noch immer ihre alte Poststelle – vor fünf Jahre ging sie zu. Dafür gibt es nun eine Agentur im Dorfladen. Sie kritisiert: «Ich habe keine Postkärtli und kann hier keine Einzahlungen machen.» Deshalb fahre sie immer zur Post nach Glarus. Auch Päckli gebe sie dort auf. «Ich will mir nichts aufzwingen lassen», sagt sie.
Für die Volg-Läden scheint sich das Geschäft mit der Post zu lohnen, erfährt BLICK von den Betreibern. «Wir stellen fest, dass wir in Läden mit Postagentur eine etwas höhere Kundenfrequenz verzeichnen», bestätigt Volg-Sprecherin Tamara Scheibli.
Von einem Kundenplus spricht auch Heidi Rudolf (49), die in Tägerig AG den Rudolf's Bäckershop mit Postagentur betreibt. Wie viele, mit denen BLICK sprach, stellt auch sie fest: Am Anfang seien die Kunden noch skeptisch gewesen. «Heute erledigen sie aber gerne ihre Post bei uns.»
Die Post baut um – im grossen Stil. Bis 2020 will der gelbe Riese sein Filialnetz verkleinern, wie das Unternehmen Ende Oktober 2016 bekannt gab. «Wir schätzen, dass rund 1200 Mitarbeiter vom Umbau betroffen sind», sagte Postchefin Susanne Ruoff (58) damals. Entlassungen wolle sie vermeiden. Nur noch 800 bis 900 Postfilialen gibt es dann – heute sind es 1312. Wo ab- und umgebaut wird, ist noch offen. Details dazu wird Ruoff an der heutigen Bilanzmedienkonferenz der Post jedenfalls keine geben. Fest steht: Im ersten Halbjahr 2017 soll das neue Postnetz 2.0 präsentiert werden. Klar ist auch, dass die Post ihr Netz mit Agenturen in Dorfläden, Bäckereien, Bahnhöfen und Gemeinden ausbauen will – von heute 854 Filialen auf über 1300. Die meisten Agenturen betreibt Volg. Sie bringen dem Dorfladenbetreiber jährlich geschätzte 15'000 Franken pro Filiale. Allerdings sind in den Agenturen nicht alle Post-Dienstleisungen möglich. So etwa Bareinzahlungen, Konto-Eröffnungen oder Nachnahmegeschäfte für bestellte Waren. Dafür bieten die Agenturen laut Post oft bessere Öffnungszeiten.
Die Post baut um – im grossen Stil. Bis 2020 will der gelbe Riese sein Filialnetz verkleinern, wie das Unternehmen Ende Oktober 2016 bekannt gab. «Wir schätzen, dass rund 1200 Mitarbeiter vom Umbau betroffen sind», sagte Postchefin Susanne Ruoff (58) damals. Entlassungen wolle sie vermeiden. Nur noch 800 bis 900 Postfilialen gibt es dann – heute sind es 1312. Wo ab- und umgebaut wird, ist noch offen. Details dazu wird Ruoff an der heutigen Bilanzmedienkonferenz der Post jedenfalls keine geben. Fest steht: Im ersten Halbjahr 2017 soll das neue Postnetz 2.0 präsentiert werden. Klar ist auch, dass die Post ihr Netz mit Agenturen in Dorfläden, Bäckereien, Bahnhöfen und Gemeinden ausbauen will – von heute 854 Filialen auf über 1300. Die meisten Agenturen betreibt Volg. Sie bringen dem Dorfladenbetreiber jährlich geschätzte 15'000 Franken pro Filiale. Allerdings sind in den Agenturen nicht alle Post-Dienstleisungen möglich. So etwa Bareinzahlungen, Konto-Eröffnungen oder Nachnahmegeschäfte für bestellte Waren. Dafür bieten die Agenturen laut Post oft bessere Öffnungszeiten.