SNB-Direktorin über Negativzinsen
«Wir haben weiteren Senkungsspielraum»

Die Schweizerische Nationalbank kommuniziert selten offensiv. Darum erstaunt die Aussage von SNB-Direktorin zu den Negativzinsen. Man sei bei einem Satz von 0,75 Prozent noch nicht am Ende der Möglichkeiten angelangt.
Publiziert: 17.11.2016 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:40 Uhr
Äusserte sich heute in Genf erstaunlich offen zum Thema Negativzinsen: SNB-Direktionsmitglied Andréa Maechler.
Foto: Keystone

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist mit ihrem Negativzins von 0,75 Prozent noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. «Wir gehen davon aus, dass wir, falls nötig, noch einen gewissen weiteren Zinssenkungsspielraum haben», sagte SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler (47) in Genf.

Das Potenzial für Zinssenkungen im negativen Bereich sei durch die effektive Zinsuntergrenze begrenzt, sagte Maechler in einer Rede am Geldmarkt-Apero. Diese Untergrenze werde unter anderem durch die Kosten der Bargeldhaltung bestimmt. «Wo diese Zinsuntergrenze liegt, ist nicht exakt bestimmbar.»

Die Übertragung des negativen Zinses auf die Geld- und Kapitalmärkte verlaufe bei einer Zinsänderung im negativen Bereich praktisch gleich wie im positiven Bereich.

Inländische Anlagen gesucht

Dagegen sei im Bankensystem die Übertragung des Negativzinses uneinheitlich. Da die Einlagenzinsen der Banken mehrheitlich bei null verharrten, seien auch die Kreditzinsen, insbesondere jene am Hypothekarmarkt, weniger stark gesunken als die Zinssätze am Geld- und Kapitalmarkt. «Diese unvollständige Transmission auf die Kreditzinsen ist aus Sicht der Nationalbank im aktuellen Umfeld nicht unerwünscht», sagte Maechler.

Bezüglich der Auswirkungen des Negativzinses auf die Investoren stelle die SNB fest, dass vor allem inländische Anlagen gesucht würden. Die von der Wirtschaft erzielten Leistungsbilanzüberschüsse würden nämlich meist in Franken umgetauscht und nicht, wie früher, im Ausland investiert.

«Geldpolitisch durchaus erwünscht»

«Dies trägt massgeblich zur Frankenstärke bei. Hier wäre die Bereitschaft der grossen Investoren, gewisse zusätzliche Risiken auf sich zu nehmen, geldpolitisch durchaus erwünscht», sagte Maechler. Die SNB hält den Franken nach wie vor für signifikant überbewertet.

Die geldpolitische Lockerung der grossen Zentralbanken durch ihre billionenschweren Kaufprogramme von Wertpapieren an den Finanzmärkten zeigten Wirkung. Die Programme der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank of England und der japanischen Notenbank dürften über die über die verschiedenen Währungsräume hinweg die Zinsen zehnjähriger Staatsanleihen im Mittel um gut einen halben Prozentpunkt reduziert haben, sagte Maechler. (pbe/SDA)

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