Tagelang kämpfte seine Airline ums Überleben. Tagelang war Martin Inäbnit (63) auf Tauchstation. Nur eine «persönliche Information» schaltete der CEO und Verwaltungsratspräsident der Skywork Airlines auf der Website auf. Sonst war er nicht zu sprechen. Die Pressestelle versteckte sich hinter dürren Communiqués.
Seine 120 Angestellten liess Inäbnit laut Insidern im Ungewissen. Am Montag gab er in einem internen Mail Entwarnung: Er bedanke sich für das Ausharren in den harten Stunden. «Eure Auslagen für Zeller Herz- und Nerventropfen sowie Baldrian-Pillen gehen auf das Haus», schrieb er an die Mitarbeiter. Ein Hohn. Gestern, einen Tag nach der Rettung, taucht er wieder auf. «Ich hatte Wichtigeres zu tun, als mit der Presse zu reden.»
Der Bruder als Retter?
BLICK weiss: Inäbnit brauchte 10 Millionen Franken, um Skywork am Fliegen zu behalten. Ein namhafter, internationaler Investor wäre bereit gewesen, Geld einzuschiessen. Inäbnit lehnte offenbar ab, weil der Investor die Aktienmehrheit wollte. Laut Insidern will der Skywork-Chef diese nicht abgeben. «Das stimmt nicht. Wir hatten einfach nicht genug Zeit, um mit allen Aktionären zu reden», sagt er.
Aviaktikexperten gehen davon aus, dass Bruder Walter Inäbnit (71) in die Bresche gesprungen ist. Der Skywork-CEO streitet das ab. Seinen Bruder hatte er jedoch die ganze Zeit in der Hinterhand. Der Unternehmer ist laut der «Bilanz» 1,75 Milliarden Franken stark. Er hat eine Affinität für die Luftfahrt. Ende der 90er-Jahre griff er der Air Engiadina unter die Arme.
Unbeliebter Boss
War alles nur eine grosse PR-Aktion? Das vermuten zumindest Insider. Das Geschehen um Skywork läuft auf allen Kanälen, und Inäbnit kann sich als Retter inszenieren. «Das ist lächerlich!», sagt er. Er würde nie ein solches Risiko eingehen und 120 Jobs gefährden.
Der frühere Linienpilot der Crossair führt die Skywork mit eiserner Hand, wie es heisst. Beschrieben wird er als unnahbar, als jemand, der die Mitarbeiter kaum grüsse und andere Meinungen nicht zulasse. Die Löhne im Unternehmen seien tief, die Fluktuation an Mitarbeitern gross.
Erst Pilot, dann Lokführer
Seine Karriere in der Airlinebranche startete Inäbnit 1985. Der gelernte Bauzeichner machte die Fluglizenz, bald war er Fluglehrer. Ab 1998 flog er für die Crossair. Fünf Jahre lang. Nach der Fusion mit der Swiss verliess er das Cockpit – mit einem Jahressalär als Abgangsentschädigung.
Inäbnit liess sich bei der Zürcher Sihltalbahn zum Lokführer ausbilden. Und legte kurz darauf auch noch die Prüfung für Güterzüge ab. Nicht ohne Grund. Ab Anfang 2007 versuchte er mit drei fast 18 Millionen Franken teuren Güterloks den SBB Konkurrenz zu machen. Das Geld stellte eine Genfer Unternehmerfamilie zur Verfügung. Pilot Inäbnit wurde CEO der Rail Traction Services, der kleinsten Güterbahn der Schweiz. Für Kunden wie Coop versorgte er etwa das Wallis mit Waren. Und scheiterte. 2009 ging die Firma pleite.
Grosse Pläne
Im Juli 2014 übernahm Martin Inäbnit des Steuer der Skywork. Schon damals war die Airline knapp am Grounding vorbeigeschrammt. Inäbnit griff zum Rotstift und strich das Budget zusammen. Dank der Sparmassnahmen erhielt er die Betriebsbewilligung. Und sprach bald von Wachstum, investierte in grössere Flugzeuge und träumte von 34 Destinationen. Bis ihm Ende Oktober 2017 erneut das Geld ausging.
Seit gestern träumt er wieder. «Wir wollen weitere Strecken anbieten. In Bern ist jedoch das Potenzial ausgeschöpft. Ziele gebe ich keine an, weil die Konkurrenz mithört.»