Elon Musk ist ein Träumer und Macher zugleich. Der Südafrikaner hat grosse Pläne, will mit seiner Firma SpaceX den Weltraum und seinem «Baby» Tesla die Erde erobern. Musk befindet sich auf einem guten Weg: Sein Elektroauto lässt konventionelle Autobauer vor Neid erblassen. Und der erste Weltraumpassagier ist auch schon in den Startlöchern.
Doch die letzten Monate haben Musk die Grenzen aufgezeigt. Der Sommer 2018 wurde für ihn zu einem scheinbar endlosen Albtraum. Das Genie ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
Sorgen um Model 3
Da sind einerseits die Sorgen über den Tesla-Hoffnungsträger Model 3. Probleme bei der Auslieferung und eine stockende Produktion des Autos haben Musk zu 120-Stunden-Wochen gezwungen, wie er in einem hochemotionalen Interview der «New York Times» verriet.
Einschlafen könne er meist nur mit dem Schlafmittel Ambien. «Es ist oft die Alternative: kein Schlaf oder Ambien», so der Tesla-CEO zu den Reportern. Seinen Gesundheitszustand beschrieb er mit den Worten «nicht gerade toll». Wegen der Arbeit habe er sogar fast die Hochzeit seines Bruders verpasst. «Und meinen Geburtstag habe ich komplett in der Fabrik verbracht», so Musk.
Rettungstaucher als «Pädophilen» beschimpft
Im Juli wollte Musk beim Höhlen-Drama in Thailand helfen. Ein Mini-U-Boot seiner eigenen Firma sollte die eingeschlossene Fussballmannschaft aus der Höhle befreien, wo sie bereits seit Wochen ausharrte. Doch bevor er eingreifen konnte, hatten mutige Taucher die Kinder und ihren Trainer aus ihrer misslichen Lage befreit.
Musk, der extra nach Thailand angereist war, zog im Anschluss über den britischen Rettungstaucher Vernon Unsworth her. Dieser kritisierte seine Reise als PR-Aktion, worauf der Tesla-Gründer ihn auf Twitter als «Pädophilen» bezeichnete. Anstatt als Held kehrte Musk als Depp heim. Und wenig später hatte er von Unsworth eine Klage am Hals.
Skandal-Tweet und die Teilentmachtung
Der Sommer wurde aber auch in seiner Wahlheimat nicht besser. Am Morgen des 7. August veröffentlichte Musk einen Tweet, der sein Leben verändern sollte. «Ich erwäge, Tesla für 420 US-Dollar zu privatisieren. Finanzierung gesichert.» Die Nachricht schlug an der Technologie-Börse Nasdaq ein wie eine Bombe. Der Handel musste zwischenzeitlich ausgesetzt werden. Am Abend schloss die Aktie elf Prozent im Plus.
Wie sich später herausstelle, waren die Privatisierungs-Gedanken nichts als heisse Luft. Musk, der zum Zeitpunkt des Tweets gerüchtehalber auf LSD gewesen sein soll, krebste zweieinhalb Wochen später zurück. Aus dem grössten Buy-Out der Geschichte würde nun doch nichts werden. Doch zu diesem Zeitpunkt ermittelte die US-Börsenaufsicht bereits wegen Wertpapierbetrugs und irreführender Angaben.
Musk war in der Patsche. Einen Deal mit der Börsenaufsicht liess er im letzten Moment platzen, was ihn zusätzliche Millionen kostete. Denn nachdem die Behörde öffentlich gegen ihn Klage erhoben und sich daran gemacht hatte, Musk zu entmachten, überlegte er es sich nochmals anders. Er wolle nun doch den Deal, soll Musk seinem Anwalt am vergangenen Donnerstagabend gesagt haben, als er die Medienberichte über die Anklage sah. Die Folge: Eine höhere Geldbusse. Um seine Teilentmachtung wäre er aber ohnehin nicht herumgekommen. Musk muss als das Amt als Verwaltungsratschefs abgeben.
Kiffen beim Interview
Zwischen alledem sorgte Musk auch noch mit einem umstrittenen Interview mit einem Youtuber für Aufsehen. Der beliebte kalifornische Comedian Joe Rogan bot ihm gegen Ende des zweistündigen Interviews einen Joint an. Musk liess sich nicht zweimal bitten und gönnte sich genüsslich einen Zug – vor laufenden Kameras. Obwohl Cannabis in Kalifornien legal ist: Es hagelte Kritik. Der Tenor: Kiffen ist eines Chefs eines börsennotiertes Unternehmens nicht würdig.
Im Erfolg wurden ihm seine Wahnsinnsaktionen, die seine Karriere schon immer begleiteten, stets verziehen. Die Investoren hielten ihm die Treue, die Medien jubelten ihn hoch. Doch dieses Mal ist es anders: Die Tesla-Aktie ist im freien Fall, die Investoren nervös. Seit dem Skandal-Tweet vom 7. August ist die Aktie von zwischenzeitlich 380 auf 264 Dollar gesunken. Ein Minus von über 30 Prozent! Und das in nur gerade knapp zwei Monaten.
Damit nach dem Sommer für Musk nicht auch noch der Herbst zum Albtraum wird, ist er wohl gut beraten einen Schritt kürzer zu treten. Zumindest kurzfristig. US-Börsenexperte Jay Ritter von der «University of Florida», der die Karriere von Musk seit seinen Anfängen verfolgt, sagt zu BLICK: «Elon Musk ist ein Genie. Aber er muss jetzt seine Batterien wieder aufladen. Es wäre das Beste, wenn er sich nun auf eine einzelne Aufgabe konzentrieren würde, anstatt an allen möglichen Fronten zu kämpfen.»