›Wird FC-Sion-Boss Christian Constantin (61) zum Zeitungsverleger? Die Spar-Orgie des Zürcher Tamedia-Konzerns könnte dazu führen. Zwischen Dienstag- und Donnerstagnachmittag streikte die Belegschaft von Tamedia in der Romandie (BLICK berichtete) wegen der geplanten Schliessung der gedruckten Ausgabe der Boulevard-Zeitung «Le Matin». 41 Angestellte stehen vor dem Abgrund. Mittlerweile ist der Streik beendet, es soll nun eine Mediation zwischen den Konfliktparteien stattfinden.
An Tamedia-Präsident Pietro Supino (52) glaubt aber kaum mehr einer, er hat bereits drei Rettungsvorschläge der «Le Matin»-Redaktion in den Wind geschlagen. Dafür könnte ein anderer zum Retter werden: Gestern schon machte die Westschweizer Tagesschau «19h30» bekannt, dass sich Supino und Constantin in Montreux VD getroffen haben sollen, um ein mögliches Engagement des Sion-Patrons bei der Zeitung zu diskutieren.
Jetzt bestätigt Constantin gegenüber BLICK: «Ja, ich habe mich mit Supino getroffen. Die Gespräche waren sehr positiv, Supino ist ein angenehmer Gesprächspartner, wenngleich nicht der grosse Sportfanatiker.»
Wie «L'Équipe» oder die «Gazzetta»
CC begründet: «Wenn wir ‹Le Matin› verlieren, verlieren wir eine Sport-affine Zeitung und das Sprachrohr der welschen Klubs. Darum denke ich über eine Art ‹Equipe› nach.» Erklärung: «L'Équipe» ist die wichtigste Sport-Tageszeitung Frankreichs mit Fokus auf Fussball, Rugby, Motor- und Radsport.
Constantin hat ein ganz spezielles Verlegermodell im Sinn: «Ich setze mich mit allen Präsidenten der welschen Fussball- und Eishockeyklubs aus der jeweils höchsten und zweithöchsten Liga zusammen, um sie für das Projekt zu begeistern. Dieses sieht vor, dass jeder Klub eine Art Plattform in der Zeitung hätte. So wie die ‹Equipe› oder vor allem die italienische ‹Gazzetta dello Sport› über die Klubs in Frankreich und Italien berichten.»
Er will die Auflage verdoppeln
Dazu sollte auch über alles andere im Sport berichtet werden. Und allenfalls auf ein oder zwei Seiten in Kürzestform über alles andere in der Welt. Also ähnlich wie in der rosa Sportbibel «Gazzetta dello Sport» in Italien. Die ersten Gespräche werde er mit Didier Fischer, Präsident des Fussballklubs Servette Genf führen, sagt CC.
Warum brauchen Sie dafür unbedingt eine Papier-Zeitung? Reicht da nicht eine Internetseite? CC verneint. «Wenn man Werbung verkaufen will, so geht das nach wie vor nur über Papier, wie bei Euch beim BLICK. Mir schwebt eine Auflage von 100'000 Exemplaren vor.» Vergleich: Aktuell hat «Le Matin» eine Auflage von 40'000, also nicht mal die Hälfte von CCs Ziel.
Und wie wollen sie damit Geld machen? «Keine Ahnung. Es muss alles Sinn machen. ‹Le Matin› in seiner aktuellen Form ist nicht überlebensfähig, also muss man einen anderen Ansatz suchen. Ich würde sicher Geld hineinstecken, allerdings ohne dass dieses Engagement unverantwortlich würde.»