Verwaltungsratspräsident Paul Hälg gab sich am Dienstag an der Generalversammlung ungeschlagen: «Sika braucht Saint-Gobain nicht.» Diese feindliche Übernahme sei nicht im Interesse der Sika. Sie nütze nur der Familien Burkard und der französischen Konkurrentin Sain-Gobain.
Hälg appellierte an die Vernunft der Burkard-Erben, von der geplanten Transaktion Abstand zu nehmen. Der Verwaltungsrat sei bereit, eine andere Lösung zu finden. Wie in den Vorjahren beschränkte er mit Berufung auf die Statuten das Stimmrecht der Sika-Erben auf 5 Prozent ihrer Namenaktien.
Die Beschränkung gilt aber nicht für die Abstimmung über die Entlöhnung der Verwaltungsräte. Mit der erwarteten erneuten Lohnverweigerung trotz Rekordresultaten solle der Verwaltungsrat nur frustriert und gebrochen werden, sagte Hälg kämpferisch.
Urs Burkard, der Vertreter der Erbenfamilie, die über die Schenker-Winkler-Holding Einfluss nimmt, gratulierte der Sika-Konzernleitung zwar zur Bombenleistung. Doch er betonte: «Meine Geschwister und ich sind nach wie vor willens, den Kaufvertrag mit Saint-Gobain zu vollziehen oder wenn das nicht gelingt, die vollständige Kontrolle über Sika zu erlangen.»
Vorerst wolle die Familie das diesen Monat erwartete Urteil der Zuger Obergerichts abwarten. Die Erbenfamilie hatte die Stimmrechtsbeschränkung angefochten. In einem erstinstanzlichen Urteil des Zuger Kantonsgericht im Oktober 2016 wurde die Klage der Familie Burkard abgelehnt. Diese zog das Urteil ans Obergericht des Kantons Zug weiter.
Wegen der Stimmrechtsbeschränkung nicht durchkommen dürfte an der Generalversammlung die von der Erbenfamilie erneut beantragte Neuwahl von Jacques Bischoff, die Wahl des Verwaltungsratspräsidenten sowie die Abstimmung über den Nominierungs- und den Vergütungsausschuss.
Bei der von der SWH-Holding verlangten Sonderprüfung der Verwaltungsrätin Monika Ribar ist damit offenbar keine Beschränkung der Stimmrechte vorgesehen. Die Erben des Firmengründers wollen Fragen zum Verwaltungsratsmandat der SBB-Präsidentin bei der «Capoinvest» im Verhältnis zu ihrem Sika-Mandat untersucht wissen.
Sika-Verwaltungsratspräsident Hälg nannte den Antrag für eine Sonderprüfung ein Manöver, von dem sich der Verwaltungsrat nicht beeinflussen lasse.
Von den zahlreichen Voten am meisten Lacher erhielt eine Aussage an die Adresse der Familie Burkard: «Wenn Du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.»
Am Morgen gab Sika für das erste Quartal 2018 eine satte Umsatzsteigerung von 11,9 Prozent auf 1,55 Milliarden Franken bekannt. (SDA)