«Das Ziel ist, dass Sika das Aktienpaket der Familie übernimmt», sagte Hälg. Konkrete Eckpunkte wollte er in Interviews mit den Zeitungen «NZZ am Sonntag» und «Schweiz am Sonntag» vor den Gesprächen mit der Familie nicht nennen.
«Aber es wird eine finanziell attraktive und schnelle Lösung sein, die die Unabhängigkeit von Sika bewahrt. Auch die Publikumsaktionäre würden von dieser Lösung profitieren. So viel kann ich sagen.»
Einen externen Käufer zu suchen, sei nicht nötig, sagte Hälg weiter. Sika könne eine Kaufofferte aus eigenen Mitteln finanzieren. «Wir haben eine starke Bilanz, und auch dieses Jahr befinden wir uns wirtschaftlich auf Rekordkurs.»
Das Zuger Kantonsgericht hatte am Freitag dem Sika-Verwaltungsrat Recht gegeben, der seit über zwei Jahren den Verkauf der Kontrollmehrheit am Konzern an den französischen Bauriesen Saint-Gobain blockiert. Im Interview bekräftigte Hälg erneut, dass aus seiner Sicht «nun der Moment gekommen» sei, sich mit den Gründererben «zusammenzusetzen und gemeinsam eine Lösung zu suchen».
Ob es dazu kommen wird, ist offen. Darauf angesprochen, ob es an der Zeit sei, die Hand für einen Kompromiss zu reichen, pochte Urs Burkard, Sika-Verwaltungsrat und Familiensprecher, in Interviews darauf, dass neben Sika und der Familienholding SWH auch der Käufer Saint-Gobain beteiligt sein müsse. «Wir sind gesprächsbereit». Die Familie sei aber weiterhin an den Vertrag gebunden. Burkard äusserte sich in «Zentralschweiz am Sonntag», «Ostschweiz am Sonntag» und «SonntagsZeitung»
Laut Hälg gab es bereits mehrere Versuche der Unternehmensführung, mit der Familie eine Lösung zu diskutieren. «Voraussetzung für die Aufnahme von Verhandlungen» sei für die Sika-Verantwortlichen die Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung. Das habe die Familie bisher nicht getan.
Die in der Familienholding Schenker-Winkler Holding (SWH) organisierten Gründererben kündigten indes bereits an, das Zuger Urteil an die nächsthöhere Instanz weiterzuziehen.
Diese Absicht bestätigte Burkard im Interview: «Das Kantonsgericht stellt mit diesem Urteil Grundsätze des schweizerischen Aktienrechts infrage», sagte er. Es gehe um die Frage, «ob sich der Verwaltungsrat den Aktionär aussuchen darf oder ob der Aktionär den Verwaltungsrat bestimmt». Burkard zeigte sich zuversichtlich, dass das jetzige Urteil vor einem höheren Gericht nicht Bestand hält.
Saint-Gobain will 2,75 Milliarden Franken für den Kauf der privilegierten Familienaktien bezahlen, die mit einem Anteil von rund 17 Prozent die Kontrollmehrheit von leicht über 50 Prozent garantieren. In mehreren Sonntagsmedien kursiert der Betrag von rund 2 Milliarden Franken, den Sika der Familie angeblich anbieten will.