Gemäss dem Communiqué vom Donnerstag will Saint-Gobain weiter sein Ziel verfolgen, die Kontrolle bei Sika zu übernehmen - trotz andauernden Übernahmestreits. Man sei zuversichtlich, dass dies gelingen werde, hiess es weiter. Zuversicht schöpft Saint-Gobain aus verschiedenen Urteilen zu Teilaspekten des Streits sowie aus den Genehmigungen der Wettbewerbsbehörden.
Saint-Gobain hatte im Dezember 2014 angekündigt, das Aktienpaket der Sika-Gründerfamilie Burkard für 2,75 Milliarden Franken zu kaufen. Die Familie Burkard hat zwar nur einen Kapitalanteil von 16 Prozent, aber einen Stimmenanteil von 52 Prozent. Mit diesem Anteil könnte Saint-Gobain den Verwaltungsrat mit eigenen Vertretern besetzen und so mit einem vergleichweise geringen Kapitaleinsatz die Kontrolle über Sika übernehmen.
Während die Burkards einen Aufschlag von 80 Prozent zum damaligen Aktienkurs erhalten, sollen die übrigen Aktionäre leer ausgehen. Verwaltungsrat und Minderheitsaktionäre wehren sich deswegen gegen den Verkauf.
Das letzte Hindernis zum Ziel bleibe die Limitierung der Namensstimmrechte der Familienholding SWH, schreibt der französische Konzern nun. Der Verwaltungsrat hatte im Kampf gegen den Verkauf die Stimmrechte der Gründerfamilie beschränkt. Deshalb kann Saint-Gobain die Kontrolle über die Zuger Firma vorerst nicht übernehmen.
Ob der Verwaltungsrat rechtmässig gehandelt hat, muss vor Gericht entschieden werden. Bei Saint-Gobain glaubt man, dass das Kantonsgericht Zug in dieser Streitfrage bis im kommenden Sommer ein Urteil abgeben wird.
Bereits Ende Januar hatte Saint-Gobain-Manager Laurent Guillot Geduld demonstriert. «Angesichts der überwältigenden industriellen Logik der Transaktion sind wir geduldig und durchaus bereit, noch ein paar Monate zu warten.»
Im vergangenen Geschäftsjahr hat Saint-Gobain den Umsatz um 3,3 Prozent auf 39,6 Milliarden Euro gesteigert, wie die Gruppe am Donnerstag weiter mitteilte. Organisch sei man leicht um 0,4 Prozent gewachsen. Der operative Gewinn nahm um 4,5 Prozent auf 2,64 Milliarden Euro zu, während der Reingewinn um 36 Prozent auf 1,30 Milliarden Euro in die Höhe kletterte.