Der Streit um den Baustoffzulieferer Sika geht unvermindert weiter. Die ausserordentliche Generalversammlung hat keine Wende gebracht.
Im Gegenteil: Beide Parteien haben die Veranstaltung dazu benutzt, erneut ihre Positionen darzulegen und sich kämpferisch zu zeigen.
Die Ausgangslage habe sich seit dem vergangenen April nicht verändert, sagte Verwaltungsratspräsident Paul Hälg zu Beginn der ausserordentlichen Generalversammlung am Freitag in Baar ZG.
Damals, im April, an der ordentlichen Generalversammlung, sollte sich das Schicksal der Sika entscheiden, indem der Verwaltungsrat neu besetzt hätte werden sollen. Doch der Verwaltungsrat beschränkte die dominierenden Stimmrechte der Familienerben.
Daraufhin forderten die Familienerben eine ausserordentliche Generalversammlung. Lieber wäre ihm eine Lösung statt Kampf, betonte Familienvertreter Urs Burkard vor den Aktionären am Freitag: «Leider stehen wir heute nach drei Monaten wieder hier», sagte er.
Doch die erneute Entscheidung über die Zusammensetzung des Verwaltungsrats änderte nichts, denn wieder hatte der Verwaltungsrat im voraus die Stimmrechte der Erben beschränkt.
Kein Sesselrücken im Verwaltungsrat
Der Verwaltungsrat bleibt somit in seiner bisherigen Konstellation erhalten. Die Aktionäre sagten dank der Stimmrechtsbeschränkung der Familienerben deutlich nein zur Abwahl von Präsident Paul Hälg sowie den Verwaltungsräten Monika Ribar und Daniel Sauter. Die Zuwahl von Max Roesle als Wunschkandidaten der Familienerben lehnten sie ab.
Einzig beim Traktandum zur Vergütung des Verwaltungsrats konnten die Familienerben, die ihre Anteile in der Schenker-Winkler-Holding SWH bündeln, mit voller Kraft stimmen. Darum wurde die Vergütung abgelehnt. Dennoch werde der Verwaltungsrat weiter engagiert bleiben, sagte Paul Hälg nach dem Entscheid.
Beide Seiten zeigten sich kämpferisch, aber gesprächsbereit zugleich. Nur über die Themen, über die gesprochen werden soll, sind sich die Familie und der Verwaltungsrat nicht einig. Die Positionen sind seit vergangenem Dezember verhärtet.
Damals kündigte die Familienerben an, ihren Anteil und somit die Kontrolle über Sika an die französische Saint-Gobain zu verkaufen. Management und Verwaltungsrat leisten seither Widerstand.
Am Freitag betonten beide Parteien nochmals ihre Positionen. Sika liess zahlreiche Manager und Mitarbeiter vor den Aktionären auftreten: Aus Neuseeland, Belgien und Polen reisten Mitarbeitende an. Eine Sika-Mitarbeiterin aus Hamburg wandte sich im Sika-T-Shirt an die Aktionäre und betonte die Zugehörigkeit ihres Teams zu Sika.
Aufmarsch der Mitarbeiter
Der Aufmarsch der Mitarbeitenden füllte die Waldmannshalle in Baar. Er habe nicht aktiv mitgeholfen, diese Mitarbeiter zu einem Auftritt zu bewegen, sagte Präsident Paul Hälg im Nachgang zu Medienvertretern.
Sika organisiere aber zeitgleich ein Managertreffen in der Schweiz, wodurch die Mitarbeiter sowieso, aber rein zufälllig, anreisten.
Ergänzend zu den Mitarbeitern waren 400 Aktionäre vor Ort. «Dass wir letztlich nichts ausrichten können ist klar. Doch es geht um eine symbolische Unterstützung des Verwaltungsrats», sagte eine Kleinaktionärin aus Meggen LU.
Auch ein Kleinaktionär aus der «Agglomeration Zürich», wie er sich genannt haben will, sagte: «Moralische Unterstützung ist hier wichtig. Es geht um ein Zeichen.»
Als solches könnte man übrigens auch die Testfrage von Paul Hälg zur einwandfreien Funktion des elektronischen Abstimmungssystems verstanden haben.
Die Aktionäre mussten die Fragen beantworten, ob sie gewusst hätten, dass Hans Waldmann, nach dem die Waldmannshalle benannt ist, ein Heerführer der Alten Eidgenossenschaft war.
Der Austragungsort der Veranstaltung ist also ein Ort, der nach einem Kämpfer benannt ist. Kampfgeist und Entschlossenheit, das demonstrierten die Streitparteien auch am Freitag. Es bleibt gerade darum bei der Patt-Situation, über die wohl Gerichte entscheiden müssen. (alp/SDA)